Punta Arenas
Unsere ersten Eindrücke in Punta Arenas sind nicht gerade heiter: ein Regenschauer durchnässt uns während des Weges von der Busstation zur Unterkunft und viele Optionen zum Zeitvertrieb gibt es hier ebenfalls nicht, oder die Ausflüge sind sehr teuer. Kurzerhand entschliessen wir uns, ein Fahrzeug zu mieten, damit wir unabhängig den chilenischen Teil der Tierra del Fuego (Feuerland) erkundigen können.
Die übrige Zeit in Punta Arenas können wir dann doch noch ausfüllen. Wir besuchen zunächst das Reserva Nacional Magallanes vor den Toren der Stadt, von wo aus wir eine kurze Wanderung durch einen wunderschönen Wald zu einem Aussichtspunkt unternehmen. Von dort können wir die gesamte Stadt, die Magellanstrasse und die Küste von Tierra del Fuego überblicken.
Ein kurzer Ausflug bringt uns zu einer Sehenswürdigkeit der anderen Art: dem Friedhof der Stadt, welcher äusserst bekannt ist und über einige prachtvolle Mausoleen und Gräber verfügt. Die deutschen, englischen und kroatischen Inschriften zeugen von der bewegten Einwanderungsgeschichte der Hafenstadt.
Auf die Empfehlung unseres Hostels besuchen wir das Museo Nao Victoria am Stadtrand. Finanziert durch Privatpersonen stehen hier vier 1:1-Replikate geschichtsträchtiger Schiffe, darunter die als Magellan-Schiff bekannte Nao Victoria oder Charles Darwin’s HMS Beagle. Dank eines Audioguides erfahren wir viele spannende Details und das harte und entbehrungsreiche Leben der damaligen Entdecker wird uns näher gebracht.
Tierra del Fuego
Bei der Autovermietung nehmen wir unseren chinesischen Pick-Up der Marke Great Wall (oder für uns: “die chinesische Reisschüssel”) in Empfang, mit welchem wir auf einer Fähre die Magellanstrasse nach Porvenir auf Tierra del Fuego überqueren. Während der 2.5h-stündigen Fahrt entdecken wir immer wieder die Fontänen von Walen, zwei Tiere nähren sich unserem Schiff und sind dank Feldstecher gut erkennbar. Kurz vor dem Anleger erblicken wir einige Delfine, welche im Wasser herumtollen. Die nun beginnende Schotterstrasse führt uns zur einzigen Königspinguinkolonie ausserhalb der subarktischen Inseln. Die Kolonie hat sich in zwei Gruppen aufgeteilt: während die einen gemütlich am Strand liegen oder sich mausern, brütet die andere Eier aus oder sie kümmern sich bereits um ihre flauschigen Küken. Es ist herrlich, diese tollpatschigen aber wunderschönen Tiere in einer Landschaft zu beobachten, wo man sie ganz und gar nicht erwarten würde.
Auf unserem Rückweg nach Porvenir beobachten wir neben unzähligen Guanacos und einigen Füchsen auch eine Gruppe Delfine. Als wir an einem Strand eine Pause machen wollen, ziehen just in diesem Moment einige Peale-Delfine (unsere Vermutung) äusserst nahe an der Küste vorbei und wir können die Tiere aus nächster Nähe beobachten – einfach fabelhaft. In unserer Unterkunft in Porvenir werden wir so herzlich begrüsst, wie schon lange nicht mehr. Miguel gibt uns einige Tipps für unsere beiden weiteren Tage auf Tierra del Fuego und verwöhnt uns am nächsten Tag mit einem Frühstück der Extraklasse. Mit kugelrunden Bäuchen machen wir uns auf den Weg zum Lago Blanco. Die Strasse führt uns lange Zeit durch die Pampa, dann verwandelt sich die Umgebung jedoch urplötzlich und wir befinden uns inmitten dichter Wälder. Am Seeufer geniessen wir die Ruhe und Einsamkeit. Gut, haben wir von unserer Wanderung im Torres del Paine noch ein bisschen Gas in unserer Kartusche übrig – so können wir am Seeufer gemütlich eine Tasse Tee trinken. Als wir anschliessend noch einen Abstecher in ein Seitental mit unzähligen beeindruckenden Biberdämmen unternehmen, staunen wir nicht schlecht, als wir das seit langem einzige Auto am Strassenrand entdecken und es tatsächlich mit einer CH-Nummer ausgestattet ist! Mit den Besitzern des schönen VW-Busses (Claudia und Martin) unterhalten wir uns über zwei Stunden, während unsere Reisschüssel notabene mitten auf der Strasse stehen bleibt. So einsam ist es hier unten und trotzdem ist die Welt so klein.
Nach diesem angenehmen Zwischenstopp beziehen wir unsere gemütliche Unterkunft inmitten der Pampa, welche zu einem grossen Forstbetrieb gehört. Tags darauf nehmen wir bei schönstem Wetter die Rückfahrt nach Punta Arenas in Angriff. Die Fahrt über endlosen Weiten und die sehr einsame Landschaft ist faszinierend. Ausser unzähligen Guanacos, grossen Schafherden, einzelnen Füchsen und vereinzelnten Estancias ist weit und breit keine Zivilisation zu erkennen. Dann verläuft die Strasse entlang der Küste, diese ist wegen der herrlichen Kontraste der grünen Wiesen und des tiefblauen Ozeans absolut atemberaubend. Da stört die Wartezeit aufgrund der unzähligen Schafe nicht, welche die Strasse überqueren müssen. Nach einer neuerlichen Durchquerung der Magellanstrasse per Fähre erreichen wir wieder Festland und düsen der Küste entlang zurück nach Punta Arenas. Plötzlich erkennen wir vor uns auf der Strasse eine braune Kugel, welche sich als Gürteltier entpuppt, welche flink die Strasse überqueren möchte.
Punta Arenas ist unsere letzte Station in Chile, damit verlassen wir das langgezogene und äusserst vielfältige Land mit seinen offenen und sehr hilfsbereiten Menschen. Insgesamt haben wir mehr als 1,5 Monate in Chile verbracht, die atemberaubenden Landschaften werden uns in Erinnerung bleiben. Unsere Reise führt uns nun weiter zum “Fin del Mundo”, wie die Region um Ushuaia genannt wird.
Tipps für Punta Arenas & Tierra del Fuego
In Punta Arenas selbst musst du nicht zu viel Zeit einplanen. Solltest du dennoch ein paar freie Minuten haben, können wir das Reserva Nacional Magallanes oder das Museum Nao Victoria empfehlen. Vor Ort lassen sich Touren zur Insel Magdalena mit Magellan-Pinguinen oder auch zu den Königspinguinen organisieren.
Unterkunft in Punta Arenas: Das Hosedaje Magallanes ist sehr gemütlich, der Staff mit mehreren Voluntären gibt gerne Tipps und die Lage ist sehr gut.
Unterkunft in Porvenir: Hospedaje Bellavista – Miguel ist ein aussergewöhnlicher Gastgeber, sein Haus ist sehr gemütlich und sein Frühstück gehört für uns zu den besten in Südamerika!
Kommentare
1 KommentarAndrea
Feb 14, 2017haha. und natürlich vor am Whyfass. 🙂