Vor fast fünf Monaten betraten wir in Quito den südamerikanischen Kontinent. In der Zwischenzeit bestaunten wir die Tierwelt auf Galapagos, besuchten alte Inka-Ruinen, erklommen 6000m hohe Berge, schwitzten im Dschungel, bewunderten den riesigen Perito-Moreno-Gletscher und landeten schliesslich und endlich am Ende der Welt – damit sind nur wenige von unzähligen Höhepunkten genannt. Blicken wir auf dieses erste Drittel unserer Weltreise zurück, so verging dieses für uns rasend schnell. Gleichzeitig aber durften wir so viele unglaublich schöne Momente erleben, Landschaften bestaunen, Menschen treffen und Abenteuer begehen, dass wir es selbst kaum fassen können. Nun heisst es für uns, von Südamerika Abschied zu nehmen. Höchste Zeit also, diese fast fünf Monate Revue passieren zu lassen und einige Eindrücke festzuhalten.
Ganz grob lassen sich die von uns besuchten Ländern in zwei Kategorien unterteilen: Norden mit Ecuador, Peru und Bolivien und Süden mit Chile und Argentinien. Die Landschaft in den nördlichen Ländern wird in erster Linie durch die Anden bestimmt, aber auch durch die langen Küstenabschnitte und den ursprünglichen Dschungel im Landesinneren. Die Bevölkerung ist grösstenteils sehr arm; eine Reise in eine andere Ecke ihres Landes, geschweige denn ins Ausland, ist für die meisten Menschen unerschwinglich. Besonders in Bolivien geht es uns oft nahe, dass überall auch Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt werden, anstatt in die Schule zu gehen. Die Kultur ist geprägt von den Ritualen der Ureinwohner, vermischt mit einem starken christlichen Glauben, der von den spanischen Konquistadoren stammt. Hier fallen wir mit unserer hellen Haut und unserem Kleidungsstil sofort als “Gringo” auf. Das Reisen ist günstig und erstaunlich unkompliziert, die Natur bezaubernd und die Einwohner zurückhaltend aber freundlich. Hier können wir uns stets ein Doppelzimmer in den Hostels leisten und selber kochen müssen wir nie, denn auswärts essen ist günstiger. Oft besuchen wir die ganz kleinen Restaurants, in welchen eine oder mehrere Frauen ein einziges Menü mit Suppe und Hauptspeise (meist Reis mit Fleischbeilage) zubereiten – eine Karte gibt es nicht. Ebenfalls super sind wir die Märkte und die unzähligen kleinen Strassenstände wo man schnell und günstig essen kann.
In den südlichen Ländern und insbesondere in Patagonien treffen wir schon beinahe europäische Verhältnisse an. Indigene Kultur ist kaum mehr vorhanden, der Lebensstil entspricht eher jenem in Italien oder Spanien. Die Leute können sich das Reisen zumindest in ihren eigenen Ländern leisten und so treffen wir in den Nationalparks sehr viele Chilenen und Argentinier an. Die Menschen hier sind sehr offen und interessiert an uns Ausländern. Das Leben ist hier deutlich teurer und reicht in Patagonien fast an Schweizer Verhältnisse heran. So übernachten wir oft in Dorms und schwingen selbst die Kochlöffel. Besonders angetan sind wir von der Landschaft in Patagonien. Die unendlichen Weiten, riesigen Gletscher und wunderschönen Wälder lassen uns immer wieder innehalten.
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Top 5 Erlebnisse
Aus so vielen tollen Erlebnisse einzelne herauszupicken ist fast unmöglich, trotzdem haben wir für uns die 5 Highlights erkoren.
- Der wohl grösste Zoo der Welt, Galapagos
- Besteigung des Huayna Potosi
- Von Bolivien über die Salar de Uyuni nach Chile
- Trekkings um El Chaltén: Sonnenaufgang Fitz Roy und Huemul-Trek
- Patagoniens Gletscher: O’Higgins und Perito Moreno
Die 5 speziellsten Übernachtungen
- Camp am Fusse des Salkantay
- Skylodge mitten in einer Felswand
- Im Zelt im Cochamo-Valley unter atembreaubendem Sternenhimmel
- Die zweite Übernachtung beim Refugio Paso del Viento auf dem Huemul Trek
- Zwischen Fröschen und Kakerlaken, mit Dschungelgeräuschen in Rurrenabaque
Top 10 Hostels & Hospedajes
- Hostal Casa Helbling, Quito
- Hostal Casa del Sol, Copacabana
- Arthys Guesthouse, La Paz
- Hostal Andoriña, Samaipata
- Nativo Hostel, Pucon
- Hostal Fitz Roy, Villa O’Higgins
- Hostal Ikeu Ken, El Calafate
- Hospedaje Gloria, Puerto Natales
- Hospedaje Bellavista, Porvenir
- Mirador del Beagle, Ushuaia
Die 5 schönsten Berge
Unsere Reise in Südamerika verläuft hauptsächlich entlang der Anden. Das längste Gebirge der Welt verläuft fast über ganz Südamerika, mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 7000 Kilometern. Kein Wunder durften wir so den einen oder anderen einzigartigen Berg bestaunen.
- Salkantay, 6271 müM
- Huayna Potosi, 6088 müM
- Aconcagua, 6962 müM
- Osorno, 2652 müM
- Fitz Roy, 3406 müM
Das leckerste Essen
An das feine und abwechslungsreiche Essen in Südamerika werden wir noch einige Male zurückdenken. Vorallem die frischen Früchte und Säfte haben es uns angetan, sowie das Fleisch in Chile und Argentinien.
- Essen in den Märkten ganz allgemein
- La Cabrera, Buenos Aires
- Frühstück Bellavista, Porvenir
- Wafleria, El Chaltén
- Alto El Fuego, Bariloche
- Alpaca-Fleisch in Cusco
- Verwöhnprogramm auf der Angelito, Galapagos
Top 5 Buserlebnisse
Der Bus ist in Südamerika das Verkehrsmittel Nummer eins, entsprechend haben wir auch etliche Kilometer und Stunden in den Bussen verbracht, da ergeben sich so einige spezielle Momente…
- Eine 12-stündige Holperfahrt während der Nacht von/nach Samaipata – an Schlaf ist nicht zu denken. Besonders in Erinnerung bleiben auch die Pipi-Stopps: 20 entblösste Füdlis direkt am Strassenrand ohne Sichtschutz.
- Filmische Bord-Unterhaltung in den nördlichen Ländern. Je blutiger, desto besser. Dass kleine Kinder an Bord sind, interessiert niemanden. Und ebenfalls besonders beliebt: alte Jackie-Chan-Filme.
- Besonders in Erinnerung bleibt die 18-stündige (und damit längste) Busfahrt von Mendoza nach Bariloche. Nebst Passagier-Unterhaltung in Form von Bingo – inklusive Preisen! – werden wir kulinarisch total verwöhnt. Es wird sehr viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt. Zum Frühstück gibt es ein Alfajor (Mürbeteig-Gebäck mit Karamell und Schokolade) und ein weiteres Guezli. Zum Zmittag werden uns delikate Köstlichkeiten wie Chips, gesalzene Erdnüssli und ein weiteres Alfajor und Guezli serviert. Mmmh.
- Hauptsächlich in Ecuador, Peru und Bolivien steigen immer wieder fliegende Händler zu, welche ihre Produkte an den Mann und die Frau bringen möchten. Manche von ihnen schaffen es, einen 5-minütigen Monolog über ein Karamell-Bonbon zu halten. Weitere Produkte-Highlights waren Parfüme, Uhren, Nagelklipser oder chinesische Heilmittel (über die sage und schreibe eine Stunde referiert wurde. Wir müssten längst tot sein, da wir das Produkt nicht gekauft haben und deshalb nicht von den magischen Wirkungen profitieren konnten)
- Vom Nationalpark Torres del Paine zurück nach Puerto Natales müssen wir um unseren Bus bangen, welcher bei der kleinsten Bremsung ohrenbetäubend quietscht – Metall trifft auf Metall. Wir befürchten schon das Schlimmste, als der Chauffeur mehrmals aussteigen muss. Gott sei Dank befahren wir eine flache Strecke, nicht daran zu denken, eine Passstrasse so herunter zu fahren…
- In Cotahuasi steigen mitten im Nirgendwo Passagiere ein oder aus – wir fragen uns, was die dort wohl machen… Ausserdem ist es hier extrem trocken und warm, der Staub dringt durch die vielen undichten Stellen im Bus ein und bleibt hartnäckig auf unseren Kleidern und der verschwitzten Haut kleben.
5 typische südamerikanisch Dinge, die wir vermissen werden
- Einkaufen und Essen in den Märkten
- Frische tropische Früchte und Fruchtsäfte
- Überall in den Bus ein- und aussteigen zu können
- Grosse Fleischportionen für wenig Geld (besonders in Patagonien)
- Die Unbeschwertheit und Unkompliziertheit der Menschen, sowie das glückliche Leben in einfachen Verhältnissen
5 Dinge, die wir nicht vermissen werden
- Aufdringliche Verkäufer
- “Flexible” Öffnungszeiten
- Die WCs des Nordens (kostenpflichtig, Papier selber mitnehmen)
- 1000 Bettdecken, die einen fast erdrücken – wenn es ausnahmsweise (es kam vielleicht zwei Mal vor) Daunendecken gab, haben wir uns gefreut wie kleine Kinder
- Hellhörige und Fensterlose Hostelzimmer
Tipps für deine Südamerikareise
- Lerne Spanisch!
- Sei kein Vegetarier (oder nimm einen Fleischfresser als Begleitung mit)
- Umgerechnet 10 Franken-Noten werden hier wie 1000er-Noten betrachtet. In kleineren Orten wirst du sie kaum los. Versuche diese also immer in grösseren Orten oder Läden loszuwerden und spar die “kleinen” Noten auf.
- Im Süden Hospedajes buchen, diese sind sehr familiär und oft günstig. Eine Reservation ist oft telefonisch nötig.
- Portmonees sind überbewertet – mach es wie die Einheimischen und verwende für Kleingeld die Hosentasche
- Wenn du etwas von den Leuten willst, betreibe zunächst etwas Smalltalk, damit du ihre Sympathien hast, dann geht alles einfacher
- Zeit- und Distanzangaben sind äusserst relativ… Je touristischer der Ort, desto grosszügiger die offiziellen Wanderzeit-Angaben
- Essen auf den Märkten ist sehr lecker und günstig und die grösseren werden auch oft durch Gesundheitsbehörden kontrolliert. Besonders in Peru und Bolivien lohnt sich selber kochen überhaupt nicht.
- Nimm in den Städten an Free Walking Tours teil. Die Guides leben vom Trinkgeld, entsprechend legen sie sich ins Zeug, die Besucher zu begeistern. Oft lernt man dabei versteckte Ecken der Stadt kennen und erfährt vieles über das Land und das Leben. Wir haben in Cusco, Arequipa, Valparaiso und Buenos Aires teilgenommen und fanden es überall sehr gut und lehrreich.
Praktische Apps & Webseiten
- maps.me – kostenlose Offline-Karten
- iOverlander – eigentlich gemacht für Reisende mit Bus/Motorrad, wir haben trotzdem oft wertvolle Tipps erhalten
- OneNote – zum Festhalten von Tipps, Ausgaben, Notizen erstellen etc.
- Windguru – praktisch bei Wanderungen in Patagonien
- Hostelworld – hier haben wir meistens unsere Hostels gebuchtt
Top 20 Fotos
Aus über 7000 Fotos hat jeder von uns versucht, seine Favoriten auszuwählen. Ob es auch für euch die besten Fotos sei dahingestellt; für uns haften halt zu viele Erinnerungen an den Fotos, den damit verbundenen Momenten und natürlich den Gegebenheiten ausserhalb eines kleinen Ausschnitts.
Gian
Irene
Kleine Statistik
- 232 Stunden im Bus, das entspricht fast 10 Tagen!!!
- 17 Tage in Ecuador
- 24 Tage in Peru
- 23 Tage in Bolivien
- 54 Tage in Chile
- 33 Tage in Argentinien
- 25 zusammen gelesene Bücher
- ca. 14’000 zurückgelegte Kilometer
Fazit
Südamerika hat unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen. Von Sandstränden über Regenwälder, hohe Berge, Steppen und Gletscher findet man hier alles. Die Kultur der Einheimischen ist ebenso faszinierend.
Hasta luego, Sudamérica. Wir kommen wieder!
Und nun ihr: welche Geschichte und welche Bilder haben euch am besten gefallen? Wir sind gespannt!
Travelling is not just the physical movement. It’s pushing the borders of your tolerance & imagination.