Vor wenigen Wochen haben wir bei unserer Reiseplanung eine Fährverbindung von Chiloé weiter in Richtung Süden entdeckt, welche sich für unsere weiteren Ziele geradezu angeboten hat. So haben wir eine Fähre vom südlichsten Ort der Insel, Quellon, nach Puerto Chacabuco gebucht, was uns die Möglichkeit gibt, die bekannte Insel Chiloé zu besuchen. Während der kurzen Fährfahrt zur Insel entdecken wir viele Seelöwen, welche im Fahrwasser des Schiffs in den Wellen herumtollen. Unseren ersten Stopp legen wir dann in Ancud, ganz im Norden der Insel, ein, wo wir eine Pinguinkolonie besichtigen möchten. Die Stadt wirkt jedoch an diesen Tagen kurz nach Neujahr wie ausgestorben, der Wind pfeift durch die Strassen und Sonne und Regentropfen wechseln sich minütlich ab: wir machen Bekanntschaft mit dem unberechenbaren patagonischen Wetter! Die Touranbieter vertrösten uns aufgrund des anhaltenden Windes, wir sollen doch in einer Stunde nochmals kommen. Wir ahnen schon, worauf das hinausläuft, kommen aber nach dem Abklappern von weiteren geöffneten Anbietern (1 an der Zahl) zurück, nur um weiter vertröstet zu werden. Wir entschliessen uns, die Zeit zu nutzen und gehen zur Küste. Auf dem kurzen Weg dorthin werden wir aufgrund des Regens zuerst klatschnass, dann dank Sonne und Wind schnell wieder trocken. Wir geniessen die Ausblicke auf das Meer und die Kliffs – alles hier wirkt irgendwie besonders rau und vom Wetter gebeutelt. Als bei der Rückkehr ins Zentrum mit den Touren noch immer nichts läuft, geben wir auf und verbringen den Nachmittag gemütlich im Hostel.
Den nächsten Tag verbringen wir im Hauptort der Insel: Castro. Nachdem wir etwas durch die hübsche Stadt gebummelt sind, bringt uns ein Bus nach Dalcahue, wo wir endlich wieder auf einem Markt essen. Direkt am Meer probieren wir es natürlich mit lokalem Fisch (Lachs und Hecht), der sehr lecker schmeckt.
Aufgrund der Empfehlung von Claudia von unserer Unterkunft in Puerto Varas besuchen wir am nächsten Tag die Muelle de las Almas. Gemäss der lokalen Sage gingen die Verstorbenen über einen Steg in die nächste Welt. Die Seelen derer, welche die Überfahrt nicht bezahlen konnten, irren für alle Ewigkeit über dem Meer und singen ihr Klagelied. In Anlehnung an diese Sage wurde dieser Steg von einer Künstlerin an der Westküste der Insel gebaut. Von der Bushaltestelle ist der Weg nicht besonders weit und der Steg wirkt irgendwie surreal und deplatziert. Nichtsdestotrotz ist die Landschaft trotz der Rauhheit wunderschön und eindrücklich.
Chiloé hat einiges zu bieten, die Umgebung ist ziemlich einsam und bietet sich für einige Wanderungen an. An viele Ecken der Insel gelangt man aber nur mit einem eigenen Fahrzeug und aufgrund des mässigen Wetters hielten sich die Highlights für uns in Grenzen. Als Zwischenstopp auf der Route nach Süden war Chiloé ideal und bei entsprechenden Bedingungen kann man länger hier verweilen.
Später an diesem Abend nehmen wir den Bus nach Quellon und erleben erstaunlicherweise zum allerersten Mal in Südamerika, dass der Bus zu spät abfährt (abgesehen von Cusco, als es unsere Schuld war…). Trotzdem haben wir noch genügend Zeit, bis um 01.00 Uhr unsere Fähre ablegt. Die Zeit überbrücken wir nach unserer Ankunft in Quellon mit einem französischen Pärchen bei einem gemütlichen Bier. Bei der Einschiffung sind wir froh über die bequemen Sitze und die Einrichtung des Schiffes – immerhin verbringen wir die nächsten 30 Stunden und zwei Nächte an Bord. Die Landschaft entlang der Fjorde ist abwechslungsreich und abgeschieden, so vergeht die Fahrt auf dem Schiff wie im Fluge. In Puerto Chacabuco begrüsst uns am Morgen früh heftiger Regen, bevor wir ins Trockene des Minibusses nach Coyhaique flüchten.
Tips für Chiloé
Orte
Ancud kann man getrost links liegen lassen, denn abgesehen von der Pinguinkolonie gibt es hier nicht viel zu sehen. Wer Pinguine sehen möchte, kann dies auch weiter unten in Queilen tun, wo es auch Delfine gibt. Castro hat uns als Ort besser gefallen und von hier aus können auch einige Ausflüge unternommen werden, z.B. zum Fischessen nach Dalcahue. In Castro können wir übrigens das Hostel La Minga sehr empfehlen. In Quellon vor einer Fährverbindung einen Stopp einzulegen, lohnt sich nicht. Der Ort ist nicht besonders schön und relativ teuer.
Muelle de las Almas
Von Castro gibt es mehrere Busse nach Cucao, von dort sind es jedoch noch etwa 15km bis zu Startpunkt der Wanderung zum Steg. Um 10.30 fährt vom Terminal Rural ein direkter Bus, welcher um 15.00 zurückkehrt. Von der Haltestelle sind es ca. 40 Minuten zum Steg. Der Preis für die Busfahrt beträgt 4000 CLP pro Person und Weg. Man kann es auch mit Autostopp versuchen, bei unserem Besuch war der Verkehr allerdings sehr spärlich. Ein zusätzlicher Stopp könnte auf dem Rückweg beim Nationalpark eingelegt werden, was wir aber aus Zeitmangel ausgelassen haben.
Fähre nach Puerto Chacacbuco
In rund 30h (es können aber gemäss Informationen auch bis zu 38h werden) gelangt man von Quellon nach Puerto Chacabuco in der Nähe von Coyhaique. Die Fähre wird in erster Linie von Einheimischen frequentiert, welche von, bzw. zu den entlegenen Inseln und Fjorden reisen. Entsprechend günstig sind die Preise für die Fahrt: CLP 17.200 pro Person. Es gibt keine Kabinen und nur sehr wenige Plätze für Autos. Die Sitzplätze sind vergleichbar mit den Semi-Cama Plätzen in den Bussen. Alle Plätze befinden sich in einem grossen Raum – am besten Oropax mitnehmen um dem Schnarchen einiger Zeitgenossen zu entkommen. In der zweiten Nacht war die halbe Fähre leer, wodurch wir mehrere Plätze belegen konnten. Für die Nacht unbedingt genügend Kleider und eine Decke mitnehmen, denn es wird sehr kalt! Am besten deckt man sich in Castro noch mit genügend Essen und Trinken ein, denn an Bord ist das Angebot relativ begrenzt (es gibt eine kleine Cafeteria). Tickets können online bei Naviera Austral oder in einem der lokalen Büros (z.B. in Castro) gekauft werden.
Kommentare
2 KommentareAndrea
Jan 9, 2017Also i han Level 1 vo “findet Irene” locker gschafft und wäri bereit für Level 2. 😉
Gian & Irene
Jan 9, 2017Herzlichi Gratulation, miar überleggend üs no an Priis für di! Kasch di in dr zwüschaziit schumol ufs Level 2 vorbereita, das wird den schu as biz härter…