Salkantay Trek
Bereits im Vorfeld haben wir uns entschieden, in Cusco ein Trekking zu unternehmen. Rund um die Andenstadt gibt es unzählige Möglichkeiten, mit Wanderschuhen die Umgebung zu erkunden. Eines der berühmtesten Trekkings ist der Inka-Trail, dessen Ziel Machu Picchu ist. Dieser Trail muss Monate im Voraus gebucht werden, da es ein Kontingent von “nur” 500 Personen pro Tag gibt. So entscheiden wir uns für den Salkantay Trek von 5 Tagen / 4 Nächten und buchen bei Inti Sun Trek in Cusco. Wir haben Glück und keine anderen Teilnehmer melden sich für die gleichen Daten an – so erhalten wir eine private Tour.
Soraypampa – Suyroqocha
Frühmorgens werden wir von unserem Hostel abgeholt und nach Soraypampa gefahren. Diese “Ortschaft” bildet die Basis für die Salkantay Trekkingtour und hier werden die Pferde für die Tour beladen.
Unser Guide Renato führt uns zunächst 500hm den Berg hoch zu einem wunderschönen Gletschersee am Fusse des Berges Humantay. Wir geniessen für einige Momente die atemberaubende Aussicht bevor wir zurück nach Soraypampa wandern, wo bereits das Weltklasse-Mittagessen unseres Kochs Fernando auf uns wartet.
Mit etwas übervollen Bäuchen kämpfen wir uns den Berg hinauf. Immer wieder blicken wir vom Pfad auf, um den wunderschönen von Wolken umtanzten Salkantay zu bewundern. Wir kommen dem 6271 Meter hohen, formschönen Berg mit seinen vergletscherten Flanken immer näher und schliesslich schlagen wir direkt an dessen Fuss auf 4480 m.ü.M. unser Camp auf. Das Abendessen ist ebenso üppig wie das Mittagessen, dazu gibt es Coca-Tee, welcher gut gegen die Höhenkrankheit sein soll. Schon während des Essens fährt einem die Kälte in dieser Höhe in die Glieder. Wir bewundern noch einige Zeit den wohl schönsten Sternenhimmel, den wir je gesehen haben. Fern abseits jeglicher grösserer Ortschaften behindert keine Lichtverschmutzung den Blick auf die Sterne.
Die Eiseskälte in der Nacht zwingt mich dazu, praktisch sämtliche Kleidungsstücke anzuziehen und mich wie ein Michelin-Männchen in meinen Schlafsack zu zwängen. Immer wieder durchbricht lautes Donnern und Krachen die Stille: der Gletscher am Salkantay arbeitet und Lawinen rauschen ins Tal. Die raue Natur an diesem Ort überwältigt uns.
Suyroqocha – Abra Salkantay – Collpapampa
Da wir die Nacht bereits auf grosser Höhe verbracht haben, erreichen wir den Salkantay-Pass auf 4638 m.ü.M. trotz der bemerkbar dünnen Luft relativ zügig. Renato zeigt uns ein Inka-Ritual, bei welchem wir zunächst je drei Coca-Blätter mit unseren Wünschen im Boden vergraben. Anschliessend kauen wir eine handvoll der Blätter (nicht gerade ein Gaumenschmaus) und lassen diese ebenfalls auf dem Pass. Sollten unsere Wünsche in Erfüllung gehen, so sollen wir an diesen Ort zurückkehren und uns bei Mutter Erde (Pachamama) bedanken.
Nach einem kurzen Abstecher zu einem weiteren Gletschersee beginnt unser Abstieg von fast 2000hm. Der Wandel von Klima sowie Landschaft ist bemerkenswert. Währenddem wir noch mit Mütze und Jacke in trockener und karger Landschaft zu Mittag essen, ist es ein bis zwei Stunden später feuchtwarm und üppig grün: wir sind im oberen Dschungel angelangt und sind plötzlich umgeben von wunderschönen Pflanzen und Kolibris. Fernab der Zivilisation kommen wir an einigen Häusern vorbei und begegnen auf dem weiteren Weg zwei Jungs aus diesem Dorf. Sie müssen täglich 2.5h zur Schule wandern und das pro Weg! Auf die Frage jedoch, wo sich die Schule denn befindet, meinen sie nur mit ausgestrecktem Arm: «gleich da hinten».
Collpapampa – Lacmapampa
Kurz nach unserem Aufbruch erreichen wir eine heisse Quelle. Das zugehörige Bad wurde jedoch ein Jahr zuvor durch ein Hochwasser zerstört. Die Natur hier ist eben noch sehr rau und besonders zur Regenzeit äusserst unberechenbar, wie uns Renato erklärt. Die Brandrodung der Bevölkerung und die dadurch fehlenden stützenden Wurzeln der Bäume tun ihr übriges zur teilweise heiklen Situation.
Wir wandern entlang eines Flusses durch den üppigen Regenwald. Immer wieder kommen wir an kleineren Plantagen vorbei. Bis auf 2100 m.ü.M. gedeihen hier Bananen. Wir kommen in Genuss von frisch gepflückten Avocados und Granadillos (eine Art Passionsfrucht). Am Nachmittag erreichen wir unser Ziel Lacmpapampa inmitten einer Kaffeeplantage.
Lacmapampa – Llactapata – Aguas Calientes
Am Morgen erhalten wir eine Führung durch die Kaffeeplantage des Camping-Besitzers Freddy. Er erklärt uns den Prozess der Kaffeeherstellung, bei welcher wir direkt selber Hand anlegen dürfen. Die roten Bohnen werden in schwerer Handarbeit zwischen Mai und September geerntet. Ein Pflücker pflückt etwa 4 Säcke pro Tag und erhält pro Sack etwa 10 Soles (etwa CHF 3.30). Wir rösten und mahlen die Bohnen noch vor Ort und können den schmackhaften Kaffee geniessen.
Nach der Kaffee-Verköstigung setzen wir unser Trekking fort und wir werden auch ohne Koffein im Blut schnell wach: es geht über 700hm in feuchtwarmem Klima auf einem alten Inka-Pfad steil den Berg hinauf. Bei den Ruinen von Llactapata haben wir einen wundervollen Blick auf die gegenüberliegenden Berge und Machu Picchu. Es ist faszinierend zu sehen, wie die alte Inka-Stadt in die Umgebung eingebettet wurde. Ebenso steil und warm geht es auf der anderen Seite des Berges hinunter nach Hidroelectrica und entlang der Bahngleise weiter nach Aguas Calientes/Machu Picchu. Schlagartig befinden wir uns wieder in der Zivilisation und tauschen für die letzte Nacht Schlafsack und Iso-Matte gegen ein richtiges Bett.
Einen letzten gemütlichen Abend verbringen wir mit Renato, welcher uns während der letzten Tage Unzähliges über die Inkas, Pflanzen, Tiere aber auch die peruanische Gesellschaft beibrachte und einige unterhaltsame Geschichten mit seinen Gästen zum Besten gab.
Machu Picchu
Um zum krönenden Abschluss unseres Trekkings zu gelangen, mussten wir früh aufstehen. Doch wie schon in den letzten Tage lohnte sich dies. Es ist eindrücklich, welche magische und mystische Atmosphäre dieser Ort ausstrahlt. Wir genossen die ersten Momente in Ruhe, bevor die Massen heraufströmten. Renato führte uns durch die Ruinen und zeigte uns die verschiedenen Tempel, Wohnhäuser, Farmen usw.
Die Inkas überliessen nichts dem Zufall: der Ort wurde aufgrund der geografischen Lage ausgewählt. Sie wurde auf einem Plateau errichtet, welches auf drei Seiten von einem reissenden Fluss umgeben ist. Im Norden befindet sich der Huayna Picchu und im Süden der Machu Picchu Mountain. Im Westen und Osten ragen hohe Berge in den Himmel. Da die Inkas an sichtbare Götter wie Sonne oder Mond glaubten, war die Präsenz der als heilig geltenden schneebedeckten Berge äusserst wichtig – insbesondere noch deren Lage in den vier Himmelsrichtungen. Ausserdem musste die Stadt mit Wasser für etwa 1000 Einwohner versorgt werden können. Dieses Wasser stammt einerseits aus einer Quelle, andererseits errichteten sie eine Mauer mit Pflanzen, an welchen die Feuchtigkeit aus dem Nebel verdunstete. Besonders ins Auge fiel uns zudem ein Stein, welcher ein perfektes Abbild des dahinter liegenden Berges darstellte. Die Inkas schliffen diesen Stein in Perfektion, ebenfalls aus Glaubensgründen. Für sie gab es für alles ein Gegenstück: Sonne und Mond, Mann und Frau, Feuer und Wasser oder eben ein Berg und das Abbild davon.
Ob die Stadt tatsächlich Machu Picchu hiess, weiss man bis heute nicht, da es keine schriftlichen Aufzeichnungen darüber gibt. Bekannt ist nur, dass der im Süden liegende Berg Machu Picchu gennant wurde, was in Quechua soviel wie alter Berg bedeutet. Ausgesprochen wird dies “Matschu Piktschu” – die bei uns allgemeine Aussprache “Matschu Pitschu” bedeutet etwas signifikant anderes, nämlich alter Penis…
Nachdem wir den Machu Picchu Mountain mit viel Schweiss erklommen und die tolle Aussicht genossen haben, besuchten noch einen alten Zugangsweg. Dieser verläuft direkt in einer 800m hohen Felswand, welcher an einem Ort über eine schmale Brücke (Inka Bridge) führt.
Der Besuch von Machu Picchu war für uns ein magischer Moment, besonders wenn man die schwere und durchdachte Handarbeit der Inkas bedenkt.
Kommentare
1 KommentarMarianne
Okt 31, 2016Hallo iahr zwei,
wieder an super spannanda , lehrricha und unterhaltsama Bricht mit super Fotos!!! Merci vilmal!
Miar wünschand eui witerhin a spannandi Reis und freuand üs scho uf dr nöchsti Bricht.
liaba gruass luis und marianne