Von Uyuni nach San Pedro de Atacama
Eine Jeeptour durch die Salzwüste Salar de Uyuni ist ein Fixpunkt beinahe jedes Bolivien-Aufenthaltes. Nach unserer 7-stündigen Busreise von Sucre nach Uyuni buchen wir eine 3-tägige Tour durch die Salzwüste mit Endpunkt in San Pedro de Atacama in Chile. Tags darauf stehen wir mit Sack und Pack bereit, um drei Tage hauptsächlich in einem Geländewagen zu verbringen. Der erste Stopp der Tour folgt bereits nach etwa zehn Minuten beim Zugsfriedhof von Uyuni. Die verrosteten Lokomotiven stammen noch aus der Blütezeit der umliegenden Minen. Die Amerikaner bauten hier Gleise bis ans Meer nach Chile, von wo aus die Rohmaterialien verschifft wurden. Nachdem die Minen nicht mehr genügend Gewinn abwarfen, blieben die Lokomotiven am Stadtrand von Uyuni zurück und bieten heute eine aussergewöhnliche Kulisse.
Einen nächsten Halt legen wir im kleinen Dorf Colchani am Rande der Salzwüste ein, welches vom Salzabbau lebt. Das Salz wird zunächst auf dem See, dann im Dorf und schliesslich noch in einem Ofen getrocknet, bevor es abgepackt und innerhalb Boliviens verkauft wird. Der Export ins Ausland lohnt sich kaum, weshalb der einzige ausländische Abnehmer Kanada ist. Dort wird das grobkörnige Salz zum Abtauen von Schnee und Eis verwendet. In Blöcken wird das Salz auch für den Hausbau verwendet, denn Salz ist ein hervorragender Isolator, egal ob im Sommer bei über 30° oder im Winter bei Minustemperaturen.
Bereits kurz nach dem Mittagessen folgt das Highlight der Tour: Die Salar de Uyuni mit mehr als 10’000 km2. Staunend betrachten wir diesen völlig surrealen Ort, an welchem nur die beiden Farbtöne weiss und blau existieren. Dazwischen lassen sich manchmal in der Ferne die Umrisse von Festland oder Inseln erkennen, welche regelrecht am Horizont schweben. Unser enthusiastischer und passionierter Guide Oskar dirigiert uns im Stile eines Regisseurs für die berühmten «Funny Photos». Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, denn der Sinn für Dimensionen geht in dieser faszinierenden Ödnis völlig verloren. Nach einem ausgiebigen Aufenthalt inmitten der Salzwüste fahren wir weiter zur Insel Incahuasi mit ihren unzähligen über tausend Jahr alten Kakteen. Versteinerte Korallen zeugen vom Meer, welches einst bis hierhin reichte und das Salz schliesslich an den tiefsten Punkten zurückliess.
Bevor wir unsere komplett aus Salz erbaute Unterkunft beziehen, erleben wir inmitten der Salzwüste einen atemberaubenden Sonnenuntergang.
Am zweiten Tag fahren wir durch ein wunderschönes Tal, an dessen grünem Talboden unzählige Lamas weiden. Unterwegs treffen wir immer wieder Vicuñas, Emus und sogar einen Wüstenfuchs. Auf unserem weiteren Weg fahren wir durch eine aussergewöhnliche Landschaft mit unzähligen Lavafeldern und grotesken Felsformationen. Der berühmteste dieser Felsen ist der Arbol de Piedra, welcher durch Wind zu einer baumähnlichen Form geschliffen wurde. Wir passieren einige malerische Lagunen, in welchen sich die umliegenden Vulkane spiegeln und unzählige Flamingos nach kleinen Krebsen fischen. Die Laguna Colorada schimmert – wie der Name schon sagt – aufgrund von Mikroorganismen in unterschiedlichen Farbtönen, hauptsächlich in rot, welche uns staunen lassen. Schlag auf Schlag folgt der nächste Höhepunkt: der Vulkan Sol de Mañana. Die Caldera ist riesig und kann mit dem Jeep durchfahren werden, so können wir aus nächster Nähe die unterirdischen Kräfte in Form von blubbernden Schlammlöchern und nach Schwefel riechenden Dampfsäulen spüren. Noch immer völlig fasziniert von diesem aussergewöhnlichen Naturschauspiel setzen wir uns bei Dunkelheit in der Nähe unserer Unterkunft in eine heisse Quelle. Die Blicke in den Sternenhimmel sind fantastisch und lassen uns schweigend geniessen.
An unserem letzten Tag der Tour fahren wir auf Sandpisten durch eine Landschaft, die an den Mond oder den Mars erinnern lässt. In der Dali-Wüste bestaunen wir weitere interessante Felsformationen, bevor wir zur Laguna Verde fahren, in welcher sich der perfekt kegelförmige Vulkan Licancabur spiegelt. Unser nächster und letzter Stopp ist der bolivianische Grenzposten. Mitten in der Wüste stehen zwei einsame Holzbarracken, in welcher wir unseren Ausreisestempel holen. Anschliessend fahren wir mit dem Bus bis nach San Pedro de Atacama, wo unser Gepäck akribisch durchscannt wird.
San Pedro de Atacama
San Pedro de Atacama ist eine Oase mitten in der trockensten Wüste der Welt und die Touristenhochburg in Nordchile schlechthin. An jeder Ecke werben Tourenanbieter für Ausflüge zu Lagunen, Tälern oder heissen Quellen. Trotzdem hat der kleine Ort mit den Lehmziegelhäusern einen gewissen Charme.
Am Tag nach unserer Ankunft mieten wir uns ein Fahrrad um zum Valle de la Luna zu gelangen. An mehreren Stellen im Tal lassen wir unsere Fahrräder stehen und gehen zu Fuss weiter. Zunächst besuchen wir die Cavernas del Sal, in welchen sich das Salz in ungewöhnlichen Felsformationen abgelagert hat. Anschliessend steigen wir zu einem Aussichtspunkt auf einer riesigen Sanddüne auf. Von dort geniessen wir einen atemberaubenden Rundumblick auf die surreale Landschaft unter uns. Die vermeintlich verschneiten Hügel sind in Tat und Wahrheit Salzablagerungen, welche der Umgebung einen zusätzlichen Kontrast verleihen.
Nach Einbruch der Dunkelheit begeben wir uns zu einer sogenannten «Astro-Tour». Einige Fahrtminuten ausserhalb des Dorfes erhalten wir einen Crashkurs in Astronomie und können durch mehrere Teleskope unterschiedliche Objekte am Himmel beobachten: Planten wie Mars oder Venus, den Mond, zwei weitere Galaxien, verschiedene Sternenformationen wie Cluster sowie den hellsten Stern am Himmel – Sirius. Mit Hilfe eines Lasers werden uns zusätzlich verschiedene Sternbilder und Sternzeichen gezeigt. Diese faszinierenden Einblicke lassen die Erde und uns Menschen ganz winzig und klein erscheinen.
Die Atacama-Wüste ist der angeblich beste Ort zur Beobachtung des Weltalls, denn es gibt praktisch keine Lichtverschmutzung und äusserst beständige Wetterbedingungen. Aus diesem Grund befinden sich die weltweit grössten Teleskope unterschiedlicher Nationen in dieser Gegend.
Kommentare
1 KommentarLilo Hofer
Dez 7, 2016Hallo ihr Beiden
Es macht immer wieder Freude, eure spannenden Beiträge zu lesen. Bei den Schilderungen fühlt man sich fast so, als wäre man ein wenig mit dabei. Spass und Sport kommen anscheinend auch nicht zu kurz. Weiterhin eine tolle Zeit und hebed eu Sorg.
Liebe Grüsse Lilo