Bangkok
Wir verbringen von Sydney bis Bangkok zehn Stunden im Flugzeug und die Einreise verläuft problemlos – die Beamten würdigen uns nicht einmal eines Blickes. Wir sind überrascht über den einfach zugänglichen öffentlichen Verkehr und erreichen unser Hostel mitten im Zentrum der Millionenstadt. Der Temperaturunterschied zu Sydney ist beträchtlich: währenddem in Sydney ohne Sonne noch lange Hose und Jacke nötig waren, herrscht in Bangkok auch abends um sieben noch eine drückende Wärme. Gott sei Dank gibt es in unserem Zimmer eine Klimaanlage…
Mit der Metro gelangen wir am nächsten Tag zum Fluss Chao Phraya, wo wir ein Boot nehmen und durch die trübe Brühe zur grössten Sehenswürdigkeit Bangkoks, dem Grand Palace, tuckern. Die Menschenmassen überrumpeln uns hier beinahe, doch im Inneren des Areals warten beeindruckende und pompöse Bauten auf uns. Tempel und Pagoden mit Gold überzogen und farbigen Glasstückchen dekoriert glitzern in der gnadenlosen Sonne. Im Anschluss besuchen wir Wat Pho, eine weitere Tempelanlage mit dem berühmten riesigen liegenden Buddha. Später wandeln wir durch den chaotischen und riesigen Markt in China Town, in welchem hauptsächlich total unnützes «BlingBling»-Zeugs verkauft wird.
Unseren zweiten Tag in Bangkok verbringen wir gemütlich mit einem Spaziergang durch den grossen Lumphini Park, in welchem gar einige enthusiastische «Gümmeler» ihre Runden drehen und besuchen danach das thailändische Pendant zum Times Square, den Siam Square. Es gibt riesige Malls mit teuren Läden – immerhin alles klimatisiert. Abends treffen wir uns mit einem alten Freund von Gian, welcher seit einigen Jahren in Bangkok lebt und dort ein Startup gegründet hat. In einem Restaurant geniessen wir viele einheimische Spezialitäten, die wir alleine wohl nicht ausprobiert hätten. In einer Rooftop Bar nippen wir später an sündhaft teuren Drinks und geniessen die atemberaubende Aussicht auf die nicht enden wollende Stadt – ein toller Abschluss für uns in Bangkok.
Aranyaprathet / Poi Pet – Grenzübergang from Hell!
Wir haben uns Bangkok immer sehr viel chaotischer und ärmer vorgestellt, doch das Zentrum ist äusserst modern mit einer immer kaufkräftigeren Mittelschicht. Der öffentliche Verkehr mit Metro und Skytrain bietet einen hohen Standard. Trotzdem sind wir nicht böse, die Grossstadt nach zwei Tagen wieder verlassen zu können. Mit dem Zug fahren wir während viereinhalb Stunden zunächst durch die armen Vororte Bangkoks und anschliessend durch endlos Reisfelder in den Ort Aranyaprathet an der kambodschanischen Grenze. Im Ticketpreis von CHF 1.70 sind Klimaanlage und bequeme Sitze nicht inbegriffen, dafür bietet der Zug allerhand Abenteuerliches und immerhin weht dank geöffneter Fenster und alten Ventilatoren stets ein mittelstarker Wind. Dank Internet sind wir etwas für den angeblich schlimmsten Grenzübergang Asiens gewappnet, trotzdem ist es zu Beginn etwas chaotisch. Zwischen thailändischer Auswanderungs- und kambodschanischer Einwanderungsbehörde ignorieren wir sämtliche Schlepper und berappen 30$ (plus 100 Baht «Gebühren») für das kambodschanische Visa. Der Grenzort in Kambodscha, Poi Pet, ist ein wahres Drecksloch und eine waschechte Räuberhöhle. Nette Vermittler von Taxi- und Busfahrten wollen uns für den Transport nach Battambang ein Vermögen abknöpfen und uns auf Busse buchen, die schon voll sind oder gar nicht existieren. Irgendwann resignieren wir und geben es auf, zu dieser späten Stunde noch weiterzukommen. Tags darauf sieht die Welt für uns wieder ein bisschen besser aus und bei einem halbwegs professionell wirkenden Busbüro (d.h. eine Tafel mit beliebigen Abfahrtszeiten, Sonnenschirm und Plastikstühle) erhalten wir zwei Tickets (zum halben Preis der abendlichen Angebote) für die knapp dreistündige Fahrt.
Battambang
In Battambang angekommen werden wir von einer Horde Tuktuk-Fahrern bestürmt, doch ein junger Typ namens Bulang überzeugt uns und nach der Fahrt zum Hotel unternehmen wir noch eine Halbtagestour mit dem enthusiastischen Studenten. Zunächst geht’s zum berühmten Bambootrain. Auf schrägen und holprigen Schienen führt der Wagen, bestehend aus zwei Achsen, einem Holzrahmen und darauf gelegten Bambusrohren, durchs Grüne und entlang von Reisfeldern. Betrieben wird er lediglich von einem kleinen Motor und abgesehen für Touristen wird der Zug auch für den Transport von Reis und anderer Materialien benutzt. Die Fahrt ist wunderschön und beinahe schon meditativ. Unser nächster Stopp sind die Höhlen bei Phnom Sampov. Wir erklimmen den Berg mit toller Aussicht und unterschiedlichen Tempeln und Pagoden und sehen uns die Killing Caves an. Der schlimme Name kommt von der Zeit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, welche hier Frauen und Kinder umgebracht haben, indem sie sie in die tiefen Höhlen hinunterstiessen. Eine absolut schreckliche Vorstellung und ein bedrückender Ort.
Unten am Berg befindet sich eine weitere Höhle, die sogenannte Bat Cave. Bei Sonnenuntergang machen sich 6.5 Millionen Fledermäuse auf den Weg aus der Höhle zu den Reisfeldern, wo sie eine wichtige Arbeit verrichten und Schädlinge wie Insekten fressen. Wie ein Strom fliegen die Tiere aus der Höhle und es dauert zwischen 40 und 60 Minuten, bis alle Fledermäuse aus ihrem Schlafplatz verlassen haben. Ein wahres Naturschauspiel.
Am nächsten Tag erkunden wir mit dem Fahrrad das Hinterland, wir folgen dem Fluss Sangker und geniessen die fabelhafte Landschaft. Es ist üppig grün und zwischen Bananen- und Kokospalmen stehen einfache Holzhäuser aus denen uns Kinder fröhlich zuwinken. Wir erreichen nach einer ziemlich rumpligen Holperpiste eine lange Hängebrücke mit toller Aussicht auf den Fluss. Nach unserer Rückkehr ins Hotel beginnt es wie aus Kübeln zu regnen – es ist der Beginn der Regenzeit und ein Regenguss pro Tag wird zur Regel. Doch der Niederschlag ist für unsere Verhältnisse äusserst intensiv und die Kreuzung unter unserem Hotel verwandelt sich in kurzer Zeit in einen wahren See. Die Einheimischen lassen sich davon nicht beeindrucken und pflügen mit ihren Motorrädern und Autos durch das braune Wasser.
Bootsfahrt von Battambang nach Siem Reap
Um 7 Uhr morgens stehen wir am «Hafen» von Battambang bereit – d.h., es gibt eine rostige, rutschige Treppe die zum Fluss hinunterführt. Wir steigen in ein längliches Boot ein und der knatternde Motor treibt uns flussabwärts. Es ist erschreckend, wie viel Müll im Wasser und am Ufer herumliegt, der Erdboden ist teilweise gar nicht mehr erkennbar. Je weiter wir uns von Battambang entfernen, desto sauberer wird es. Einfache Häuser auf Stelzen erscheinen immer wieder am Flussufer und die Kinder winken uns zu. Die Menschen hier führen ein sehr einfaches Dasein. Sie leben vom Reisanbau und dem Fisch, den der Sangker hergibt. Manchmal besitzen sie noch Hühner oder eine Kuh. In einem schwimmenden Dorf legen wir einen kurzen Halt ein und ironischerweise steht hier ein riesiger Mast mit Mobilfunk- und Radioantenne, dazu besitzt fast jedes Haus eine Satellitenschüssel, das Abwasser aus der Toilette gelangt jedoch ungefiltert in den Fluss. Und weiter oben oder unten baden die Leute in diesem Brackwasser, einer putzt sich sogar bis zur Hüfte im Wasser stehend die Zähne… Wir erreichen den Tonlé Sap See und pflügen durch Seegras hindurch, welches den Motor verstopft und dieser deshalb zwischendurch von all dem Grünzeug befreit werden muss. Schliesslich gelangen wir auf das offene Gewässer und endlich, nach acht Stunden Fahrt erreichen wir unser Ziel: Chong Khneas, einige Kilometer südlich von Siem Reap. Wir verbringen einen gemütlichen Tag in Siem Reap, bevor unsere Reisebegleitung für die nächsten zwei Wochen eintrifft. Wir freuen uns auf zwei bekannte Gesichter und das gemeinsame Reisen!