Siem Reap und Angkor Wat (Gastbericht von Eliane)
Nach unserem Langstreckenflug von Zürich – Bangkok lernen wir beim Warten auf den Anschlussflug nach Siem Reap (Kambodscha) als erstes, dass die Klimaanlagen wie vielerorts viel zu kalt eingestellt sind. Trotz tropischer Temperaturen draussen sind wir erst mal froh, noch die warmen Kleider der Schweiz im Handgepäck zu haben. Nach einer gefühlten Ewigkeit geht dann unser Weiterflug nach Kambodscha. Dort angekommen, verlassen wir den Flughafen und suchen unseren Abholmann des Hostels. Völlig überraschend stehen die Reisevögel Irene & Gian vor uns. Das Wiedersehen ist so, als ob mach sich erst kürzlich gesehen hätte. Die beiden haben sich zumindest äusserlich – bis auf den Bart von Gian – kaum verändert. Zusammen werden wir mit einem Tuktuk zur Unterkunft gefahren. Das Tuktuk wird sich später als günstige und praktische Fortbewegungsart in Kambodscha herausstellen. Den ersten Abend lassen wir in einer der vielen Bars ausklingen und gönnen uns auf dem Nachhauseweg ein frisch gemachtes Eis. Dieses wird auf einer Eisplatte, ähnlich wie Crépe, direkt selbst gemacht.
Unser Besuch dauert leider nur zwei Wochen, weshalb sich die Weiterreiche relativ straff gestaltet. Bereits am zweiten Tag besuchen wir ein Highlight: die bekannte Tempelanlage Angkor Wat. Da der Sonnenaufgang in der Anlage besonders schön sei, beschliessen auch wir, bereits um 4:30 Uhr aufzubrechen. Für den Erwerb der Tickets ist Geduld gefragt. Wir sind erstaunt, wie viele andere Touristen den Sonnenaufgang in der Anlage bestaunen möchten. Da jedes Ticket mit einem vor Ort geschossenen Foto versehen wird, dauert die Ausstellung der Tickets entsprechend lange. Trotzdem schaffen wir es noch rechtzeitig in die Tempelanlage hinein. Die Grösse der Anlage beeindruckt uns. Neben Angkor Wat besuchen wir noch einige weitere spannende Tempelanlagen in der Nähe, darunter Bayon mit den unzähligen Gesichtern oder Ta Prohm, welcher von der Natur zurückerobert wird und auch als Filmkulisse für den Film “Tomb Rider” mit Angelina Jolie diente. Auf der Besichtigung von Angkor Wat machen wir erste Bekanntschaften mit asiatischen Reisegruppen. Sie sind vor allem laut und setzten sich gerne fotografisch in Szene.
Ins kambodschanische Hinterland nach Kratie (Gastbericht von Eliane)
Für die Weiterreise am Folgetag buchen wir einen direkten Bus nach Kratie ins Hinterland von Kambodscha. Die direkte Busverbindung nach Kratie entpuppte sich als Horrorfahrt mit zwei Mal umsteigen in total überfüllte Minibusse. Besonders zu erwähnen gilt es den Deutschen, welcher hinter uns sass und damit prahlte, wie er doch Hartz-IV beziehe und immer wieder mehrere Monate auf Reisen gehe. Froh, endlich in Kratie angekommen zu sein, werden wir mit heftigem Regen begrüsst. Als der Regen auch nach einer Pause unter der Tankstelle nicht aufhören will, springen wir zum Hostel. Auf diesem Weg begegnet uns mitten in der Stadt eine Kuh, die völlig entspannt auf dem Trottoir steht. Abends buchen wir eine zweitägige Velotour zu den Einheimischen ins Hinterland.
Wiederum frühmorgens geht’s dann mit Sack und Pack los. Auf der Fahrt werden wir in jedem Dorf freudig mit „Hello“ begrüsst. Besonders die Kinder springen aus den Häusern, um noch einen Augenschein auf die weissen Touristen zu nehmen. Auffallend während der ganzen Fahrt ist, dass die Kinder, trotz der offensichtlichen Armut, sehr fröhlich sind und sich mit einfachsten Mitteln selbst beschäftigen können. Bei einer Reisnudelfabrik, welche in Wahrheit ein kleiner Familienbetrieb mit grosser Küche ist, legen wir einen Stopp ein. Dort wird uns erklärt, welche Schritte für die Herstellung der Reisnudeln nötig sind. Die Fabrikdirektorin, welche einen Coiffeur als Nachbar hat, fuchtelt beim Anblick von Gian’s Bart heftig im Gesicht herum und fordert ihn auf, seinen Bart rasieren zu lassen. Dieses Herumfuchteln wird während der gesamten Ferien von uns als Pantomime für Gian benutzt…
Zum Mittagessen sind wir beim Onkel unseres Guides eingeladen. Das Essen ist einfach, aber fein. Einen weiteren Stopp legen wir wiederum bei einem Coiffeur ein. Auch dieses Mal lässt Gian seinen Bart nicht rasieren. Der Coiffeur zeigt uns hingegen mehrere Videoclips von Pitbull. So, wie in den Videoclips gezeigt, stelle er sich das Leben vor – hübsche, kaum bekleidete Frauen überall. Selbst seine Freundin, welche von Natur aus schwarze Haare hat, wird mittels einer App zur Blondine gemacht. Zum Abschluss schiesst der Coiffeur mit uns zusammen ein Erinnerungsfoto, welches er dann direkt als Desktophintergrund verwendet. Auf der Weiterfahrt zu unserem Nachlager kaufen wir an Strassenständen noch ein paar Sachen für das Abendessen ein. Angekommen im Nachtlager, spielen sämtliche Kinder des Dorfes auf dem Vorplatz unseres Lagers. Unser Guide erklärt uns, dass sie sonst woanders spielen würden. Für das Abendessen werden Irene & ich in die Küche beordert. Dort helfen wir beim Rüsten, Frittieren und Saucen erstellen. Die Männer werden später noch zum Einsatz gerufen, als ein Huhn für uns getötet wird. Das ganze Huhn wird inklusive Knochen und allem drum herum zerhackt und gekocht. Spätestens jetzt stellen wir unsere Ernährung auf vegetarisch um. Nach dem Abendessen, welchem einige einheimische Männer beiwohnen und mit uns Bier trinken, führt uns der Neffe vom Guide im Dorf rum. Schnell wird klar, dass dieser ein Auge auf Irene geworfen hat. Zu schade, dass Gian mit dabei ist. Der Neffe zeigt uns die Farm seiner Familie, die Brücke des Dorfes, seine Schule, seine Lehrerin und wenn wir nicht interveniert hätten, dann hätte er uns auch jeden einzelnen Bewohner des Dorfes vorgestellt. Zurück in der Männerrunde stellen wir fest, dass alle schon relativ viel Bier getrunken haben während unserer Dorfführung. Es stellt sich beim Hören der Musik heraus, dass der Schulleiter des Dorfes ein Auge auf Fabian geworfen hat. Dieser will unbedingt mit ihm tanzen. Fabian setzt das im Tanzkurs Gelernte mit Bravour um, ist aber sichtlich erleichtert, als ihn der Schulleiter wieder ziehen lässt.
Nach einer Nacht auf der Veranda unseres Nachtlagers geht es dann weiter mit unserer Tour. Erst überqueren wir mit einer Fähre den Mekong, bevor wir in kleinere Boote umsteigen. Mit den kleineren Boten geht es den Mekong aufwärts, hier leben Flussdelfine, welche vom Aussterben bedroht sind. Schnell sichten wir die Delfine. Die Flussdelfine springen nicht wie Meeresdelfine aus dem Wasser, sondern holen nur kurz Luft und tauchen wieder ab. Ihr Kopf ist rundlicher als jener der bekannten Delfine. Auf der Weiterfahrt mit dem Velo besuchen wir eine Tempelanlage mit gefühlten 1000 Treppen. In dieser Tempelanlage wohnen männliche, wie auch weibliche Mönche. Es fällt auf, dass es bei den weiblichen Mönchen deutlich aufgeräumter ist als bei den männlichen. Dies müssen auch unsere männlichen Reisebegleiter eingestehen. Zum Abschluss unserer Tour besuchen wir eine Reiswhisky Fabrik. Auch hier ist es so, dass es ein kleines Familienunternehmen ist, welches nur gegen Bestellung auf primitive Art und Weise Whisky produziert. Die Führung wird vom Fabrikleiter himself durchgeführt. Er trägt dabei nur ein Badetuch – zum Dahinschmelzen. Nach der Whiskydegustation sind wir alle froh, unser Augenlicht wegen der Brühe nicht verloren zu haben. Dann ist unsere zweitägige Tour schon zu Ende, dank unserem Guide der uns die Lebensweise der Locals näher gebracht hat, konnten wir einen guten Eindruck in das einfache Leben auf dem Lande erhalten. Vorallem die vielen strahlenden Gesichter werden wir in Erinnerung behalten.
Die Hauptstadt Kambodschas: Phnom Penh
Das Gefälle zwischen Stadt und Land ist in Kamboscha riesengross, davon zeugen vorallem etliche moderne Gebäude und Autos in der Stadt. Im Vergleich zu den dreckigen Porvinzstädten, ist es hier geradezu sauber. Den Nachmittag nach der Bussfahrt verbringen wir im Toul Sleng Museum. Zur Zeit der Schreckensherrschaft der roten Khmer wurde das ehemalige Schulgelände in ein Gefängnis umgenutzt. Unter dem Einsatz furchtbarer Foltermethoden wurden die Unschuldigen regelrecht zu einem “Geständnis” gezwungen. Nach dem Geständnis folgte dann sofort das Todesurteil. Für die Vollstreckung wurden die Gefangenen auf die nahen “Killing Fields” gebracht. Das ehemalige Gefängnis zeigt mit vielen Bilder und in den Originalzellen eindrücklich auf wie schrecklich es hier drin gewesen sein muss. Kein Wunder haben nur eine Handvoll Leute Toul Sleng überlebt. Nach der Besichtigung sind wir richtig bedrückt, es ist eindrücklich und schockierend zugleich, einen Teil des schlimmsten Kapitels Kambodschas zu sehen.
Am nächsten Tag versuchen wir uns mit den kulinarischen Spezialitäten Kambodschas in einem Kochkurs. Zuerst erledigen wir den Einkauf auf dem Markt. Neben frischem Gemüse und Eiern kaufen wir auch Fleisch und Fisch ein. Der Fisch wird vor unseren Augen getötet und seziert, frischer geht es gar nicht. Auch bei der Gewinnung der Kokosnussmilch können wir gleich bei der Pressung zuschauen, der frische Saft wird dann in ein Plastiksäckchen abgefüllt. Zwischenzeitlich werden wir fast von Motorrädern überfahren, die sich zwischen den Verkaufsständen und vielen Menschen hindurchschlängeln. Zurück im Feel Good Cafe geht es ans Eingemachte. Unser Kursleiter Nara hilft uns tatkräftig beim Kochen – das Menü lautet: Bananenblüten Salat mit Poulet, Amok (kambodschanische Spezialität mit Fisch und Zitronengraspaste) sowie zum Dessert Kürbis mit süsser Füllung. Wir sind alle begeistert vom Resultat, es schmeckt einfach super.
Nach der Cooking Class sind unsere Bäuche so richtig vollgeschlagen. Es ist erst Nachmittag und so wollen wir uns noch etwas bewegen. Wir fahren mit einem Tuk-Tuk zum Russian Market. Dieser bekannte Markt mitten in der Stadt bietet eigentlich alles an. Wir schlendern vor allem durch die Souvenir- und Kleiderabteilung. In der spannenden Werkstattabteilung könnte man sich problemlos ein neues Moped aus lauter Einzelteilen zusammenstellen.
Den letzten Abend in Kambodscha verbringen wir bis spät in die Nacht in einer Bar, schliesslich haben wir uns Einiges zu erzählen und dank Happy Hour fliessen die Worte fast von alleine…
Über die Grenze ins Mekong Delta
Von Phnom Penh aus fahren wir mit dem Bus dem Mekong entlang bis zur vietnamesischen Grenze. Nach den üblichen Formalitäten besteigen wir ein Schnellboot, welches uns nach Chau Doc bringt. Der erste Eindruck von Vietnam ist vor allem laut: Die unzähligen Mopeds hupen regelrecht um die Wette. Trotzdem begeben wir uns auf die Strasse, denn wir wollen zum nahen Sam Mountain. Wie eine “Töffli-Gang” fahren wir zu Viert, jeder mit seinem persönlichen Chauffeur, auf den Aussichtsberg. Von oben hat man einen wunderbaren Rundumblick. Im Norden ziehen sich die endlosen Reisfelder nach Kambodscha, im Süden Richtung Mekong Delta. Ansonsten hat Chau Doc nicht viel zu bieten, so beschliessen wir am nächsten Tag weiter ins Mekong Delta nach Can Tho zu reisen.
In Can Tho angekommen werden wir wieder mal vom Regen begrüsst. Es schüttet teilweise so stark, das sich die Flusspromenade in eine Rutschbahn verwandelt, sehr zur Freude von Irene und Eliane. Den restlichen Tag verbringen wir aufgrund des Wetters sehr gemütlich und legen uns früh ins Bett, denn bereits um 05:30 Uhr haben wir uns zu einer Bootstour auf dem Mekong verabredet… Ms. Ut holt uns pünktlich ab und steuert uns dann zum bekannten schwimmenden Markt von Cai Rang. Die Verkaufsboote sind bis unters Dach mit Melonen, Ananas, Kürbissen und mehr gefüllt und damit man bereits von Weitem erkennt, welches Produkt angeboten wird, befestigen die Verkäufer das Produkt weit oben an einer Stange. Wir biegen vom breiten Fluss ab und gelangen in einen kleineren Kanal, der immer enger wird. Die Äste der am Ufer stehenden Bäume strecken sich hinaus auf den Kanal und das Wasser ist bedeckt von einem Teppich von Wasserpflanzen. Die Fahrt hier ist absolut idyllisch, doch immer wieder traurig ist der Abfall im und ums Wasser anzusehen. Wir beobachten eine Frau, die gerade ihren Müll direkt ins Wasser ausschüttet… Hier gibt es noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
Der Bootsmotor hallt noch in unseren Ohren nach und es schaukelt leicht, als wir nach dem Mittag den Bus nach Ho Chi Minh City (oder ehemals Saigon) besteigen.
Ho Chi Minh City (Saigon)
Begleitet von einem einheimischen Studenten der Organisation Saigon Free Walking Tours besuchen wir einige Highlights des wirtschaftlichen Zentrums Vietnams. Die Stadt bietet neben 10 Millionen Einwohnern und 5 Millionen Mopeds auch einige alte und sehenswerte Gebäude, dazu zählt das Rathaus, die Hauptpost, die Notre Dame Kirche (nach dem Pariser Vorbild) sowie der Wiedervereinigungspalast. Im Kriegsopfermuseum erfahren wir viel über den Vietnamkrieg und die Gräueltaten – unter anderem der Einsatz des hochgiftigen “Agent Orange” wird behandelt. Die Darstellungen sind jedoch sehr einseitig geprägt. Nach der Tour sehen wir uns die spannende Stadt noch auf eigene Faust an und lassen den Abend in der Nähe unseres Hotels ausklingen. Wir befinden uns im Backpacker-Viertel, wo sich eine Bar an die nächste reiht und ständig irgendwo eine Happy Hour stattfindet – als ob der reguläre Preis von ca. 0.50 CHF für ein Bier nicht schon günstig genug wäre…
Am letzten gemeinsamen Tag mit unserem Besuch besuchen wir die Tunnels von Cu Chi. Während des Vietnamkrieges buddelten die Vietcong sowie die Bewohner der Gegend ein riesiges Tunnelsystem, um sich vor dem Gegner zu schützen und ihn per Überraschungsangriff ausser Gefecht setzen zu können. Bevor wir allerdings die Tunnelanlagen besichtigen können, fahren wir mit dem Tourbus zu einer Werkstätte, in welcher handicapierte Einheimische kunstvolle Bilder anfertigen. Im angrenzenden Shop wird einem dann aber die billigste Ware (vermutlich aus China) als das Werk der Behinderten verkauft – natürlich zu einem entsprechend hohen Preis.
In Cu Chi angekommen wird uns ein uralter Propagandafilm vorgespielt. Im Anschluss werden uns die verschiedenen Fallen gezeigt, welche die Vietcong für den Feind errichteten. Befremdlich ist der Schiessstand, der sich direkt auf dem Gelände befindet und an welchem einige Leute – ja, vor allem amerikanische Männer – mit Gewehren herumballern können. Zum Abschluss der Tour können wir einen der Tunnels besichtigen. Obwohl dieser bereits für die Touristen vergrössert wurde, sind die Platzverhältnisse äusserst beklemmend. Der Tunnel ist etwa 1.20cm hoch und 60cm breit und verläuft tief unter der Erde hindurch. Es hat uns viel zu viele Leute im Tunnel drin und die Vorstellung, hinter einem der gut gebauten Besucher vor uns stecken zu bleiben, finden wir nicht gerade angenehm. Wir kneifen also und geben uns damit zufrieden, nur einen Blick in die Tunnels zu werfen.
Nach diesem aufregenden Ausflug heisst es für uns am nächsten Tag bereits wieder Abschied von Eliane und Fabian zu nehmen. Die zwei gemeinsamen Wochen sind wie im Flug vergangen und wir haben es äusserst genossen, mit Freunden unterwegs zu sein und gute Gespräche zu führen. Vielen Dank Eliane und Fabian für euren Besuch, wir hatten jede Menge Spass und wir freuen uns bereits auf ein baldiges Wiedersehen in der Schweiz!!