Der vermeintliche Traumstrand von Mui Ne
Der Titel lässt es bereits vermuten: Nein, Mui Ne bietet keinen Traumstrand. Zumindest haben wir ihn nicht gefunden. Nachdem wir am Tag zuvor mit dem Bus vo Ho Chi Minh City in Mui Ne angekommen sind, besuchen wir den Strand des bekannten und beliebten Ferienziels sechs Autostunden von Saigon entfernt. Ernüchterung macht sich breit, denn statt des erhofften Sandstrandes zum Erholen, schlagen die Wellen direkt an Acker oder Beton auf, Sandstrand ins praktisch gar nicht vorhanden. Ausserdem liegt am Ufer haufenweise Müll und im Meer schwappen Plastiksäcke mit den Wellen mit. Nicht gerade sehr einladend und so ziehen wir unverrichteter Dinge wieder zurück ins Hotel, welches immerhin einen hübschen Garten bietet. Dank des Fairy Streams, einem Flüsschen, dem man zu Fuss in ein Tal folgen kann, finden wir doch noch ein sehr ansprechendes Fleckchen in Mui Ne. Wir waten im knöcheltiefen Wasser flussaufwärts und bestaunen die roten Sandsteinformationen, welche in die Höhe ragen und auf der anderen Flussseite wuchert üppig grüner Wald.
Easy Riding in Da Lat
Als wir Mui Ne verlassen, erblicken wir doch noch einige hübsche Strandabschnitte, die allerdings weit ausserhalb liegen. Wir fahren jedoch weg vom Strand und in die Stadt Da Lat im zentralen Bergland von Vietnam. Der Ort liegt auf 1500 m.ü.M. und bietet für uns deshalb etwas angenehmere Temperaturen. Mit zwei jungen Burschen buchen wir eine eintägige Easy Rider Tour. Die Easy Rider sind eine Vereinigung von einheimischen Motorradfahrern an verschiedenen Orten in Vietnam, welche ein- oder mehrtägige Touren zu abgelegenen Orten anbieten. Eine tolle Art und Weise also, die Gegend näher kennen zu lernen und den Wind im Gesicht zu spüren. Während des spannenden Tages führen uns Nobi und Thang zunächst zu einem Aussichtspunkt über der Stadt, einem See und einer schönen Pagode. Im sogenannten Chicken Village staunen wir über die flinken Finger der Weberin und das Gewirr an Fäden. Später bestaunen wir den eindrücklichen Pongour Wasserfall und die Elephant Falls, bevor wir in einer Seidenfabrik den Herstellungsprozess des edlen Stoffes erfahren. Später besuchen wir eine Reiswein-Produktion. Hier gibt es im Vergleich zu Kambodscha schon ein etwas komplizierteres Verfahren, das aber immer noch äusserst primitiv ist und der Wein nichts weiter im Rachen hinterlässt, als ein feuriges Brennen. Zum Schluss besuchen wir eine grosse Kaffeeplantage, in welcher auch der berühmte Schleichkatzen-Kaffee hergestellt wird (ja, der “Scheiss”-Kaffee und ja, Gian hat ihn probiert…). Auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht nippen wir am äusserst starken vietnamesischen Kaffee, bevor wir zurück nach Da Lat düsen. Bei all den tollen Erlebnissen können wir auch über das “Huddelwetter” hinwegsehen, das uns bis auf die Unterhosen nass geregnet hat.
Zauberhaftes Hoi An
Nach Da Lat heisst unser nächstes Ziel Hoi An. Nach vier Stunden Busfahrt steigen wir in Nha Trang in den Nachtbus nach Hoi An um. Die Liegeplätze sind für kleine Asiaten konzipiert und selbst Irene mit ihren 1.63 Meter muss sich zusammenfalten. Glücklicherweise erhalten wir Plätze ganz hinten, wo wir die Beine etwas durchstrecken und so ziemlich gut schlafen können. In Hoi An angekommen spazieren wir zu unserem Hotel. Das Lavini Boutique Hotel wurde uns empfohlen und wir sind mehr als nur glücklich über diese Wahl. Das kleine Hotel verfügt über einen sauberen Pool und der herzliche Besitzer lässt uns bereits morgens um 07:00 Uhr das Zimmer beziehen. Dankbar fallen wir ins bequeme, überdimensionale Bett und dösen etwas.
Hoi An ist eines der beliebtesten Touristenziele in Vietnam und verfügt über die einzige Altstadt, die im Vietnamkrieg unversehrt blieb. Nach unserem Powernap schlendern wir durch die wunderschönen Gässchen mit ihren Läden, Cafés und Restaurants und setzen uns für ein Frühstück ans Flussufer. Obwohl der Ort sehr touristisch ist, wirkt Hoi An trotzdem unglaublich charmant und erinnert ein wenig an Venedig – nur besser. Wir geniessen es, durch den Ort zu schlendern und die Atmosphäre in uns aufzusaugen. Den Nachmittag verbringen wir mit Entspannen und Lesen am und Schwimmen im erfrischenden Pool.
Mit den Fahrrädern von unserem Hotel radeln wir tags darauf zum Strand von An Bang. Wir finden ein ziemlich ruhiges Plätzchen am nördlichen Ende des Strandes und freuen uns über den schönen Sandstrand und das herrliche Meer. Dank dem entspannten Strandtag in An Bang und dem perfekten Hotel in Hoi An können wir unsere Batterien wieder aufladen und wir freuen uns nun auf die letzten Wochen unserer Weltreise.
Zu den Höhlen von Phong Nha
Der kleine Ort Phong Nha in Zentralvietnam ist besonders berühmt für seine Höhlen. Keine geringere als die Son Doong Höhle befindet sich hier – sie ist die grösste der Welt und soll so gross sein, dass eine Boeing 747 hindurch fliegen könnte. Die Son Doong kann jedoch nur mit einer geführten Tour besucht werden und es werden lediglich knapp 300 Besucher pro Jahr zugelassen. Somit keine Chance für uns – und mit 3000$ auch etwas teuer… (man kann die Höhle jedoch dank National Geographic virtuell besichtigen). Es gibt allerdings viele weitere Höhlen in der Umgebung, sodass wir uns für umgerechnet etwa CHF 5.00 für einen Tag einen Scooter leihen, um damit die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Unser erster Halt ist der botanische Garten, in welchem der beeindruckende Gio Wasserfall auf uns wartet. Der Spazierweg führt direkt an dessen Seite nach oben. Unser nächstes Ziel ist die berühmte Paradise Cave (Thien Duong). Auf dem Weg dorthin stoppen wir immer wieder, um die atemberaubend schöne Landschaft fotografisch festzuhalten. Die markant geformten Hügel sind mit üppigem Dschungel überwuchert und endlich zeigt sich uns auch mal der blaue Himmel. Bei der Paradise Cave angekommen müssen wir bei den heissen Temperaturen noch den Berg hochkraxeln, doch die Schweissperlen lohnen sich. Hinter dem unscheinbaren Eingang eröffnet sich uns eine fantastische Untergrundwelt. Die Höhle ist riesig, an manchen Stellen bis zu 100 Meter hoch und 120 Meter breit und überall sind spektakuläre Formen von Stalaktiten und Stalagmiten zu sehen. Die Augen wissen kaum wohin sie blicken sollen, überall warten neue Formationen und Besonderheiten darauf, entdeckt zu werden. Dieser Teil der Höhle ist beleuchtet und man kann einen der insgesamt 31 Kilometer langen Höhle über einen Holzsteg besichtigen. Nach dieser besonderen Erfahrung düsen wir auf dem Scooter gemütlich weiter auf den einsamen Strassen des vietnamesischen Hinterlandes und kehren am späteren Nachmittag in unser Hotel zurück.
Am nächsten Morgen erfahren wir im Easy Tiger Hostel noch etwas mehr über die Region, insbesondere die strategische Bedeutung während des Vietnamkrieges. Die Vietcong versteckten sich teilweise in den Höhlen und die Region zählt zu den Gebieten, über denen die meisten Bomben abgeworfen wurden. Deshalb empfiehlt es sich auch heute noch, die Strassen und Wege aufgrund von Blindgängern nicht zu verlassen. Im Anschluss an die Informationsveranstaltung findet sich eine Gruppe von zehn Personen, mit denen wir das Boot zur Phong Nha Höhle teilen und somit Geld sparen können. Während 45 Minuten tuckern wir gemütlich durch die schöne Landschaft flussaufwärts, bis der Fluss plötzlich in eine Felswand verschwindet. In der Höhle gibt es eine erste, kleine Kammer, die mit der zweiten, sehr viel grösseren, durch einen sehr engen Tunnel verbunden ist. Dadurch, dass wir diese Höhle mit einem Schiff erkundigen, ist das Erlebnis noch einmal ein anderes, als bei der Paradise Cave, obwohl jene an sich etwas beeindruckender war. Ausserdem besuchen wir die Höhle mit dem Wissen, dass sich hier einst die Vietcong versteckt hielten, gar ein Spital im Inneren unterhielten und der Höhleneingang unter Dauerbeschuss durch die Amerikaner stand.
Phong Nha zählt mit Sicherheit zu den Highlights in Vietnam, dies wegen der wunderschönen und abgelegenen Landschaft, den faszinierenden Höhlen und dem gemütlichen Flair im Ort.