Während des dreistündigen Fluges von Auckland nach Sydney fragen wir uns, was uns in Australien wohl so erwartet. Wie ist die Landschaft? Wie lässt es sich mit dem Camper herumreisen? Wie sind die Menschen? Wo gibt’s all den günstigen Camping-Plunder, den es im Warehouse in Neuseeland gab? Und wird es endlich etwas wärmer? Wir freuen uns bereits darauf, während des nächsten Monats unserer Reise von Sydney nach Cairns die Antworten darauf zu finden.
Da wir am Ende unserer Zeit in Australien noch ein paar Tage autofrei in Sydney verbringen werden, lassen wir die Stadt derzeit noch links liegen. Irgendwo am Stadtrand nehmen wir unseren Hippie-Camper mit bereits über 370’000km in Empfang. Nach drei Monaten mit unserer Gloria müssen wir uns zunächst noch an unseren neuen fahrbaren Untersatz gewöhnen, den wir «Dusky Abel Cook» – kurz Dusky – nennen. Dies, weil uns die Dusky Dolphins (Schwarzdelfine) in Kaikoura so fasziniert haben und der Name zum weissen Auto so gut passt…
Unser erstes Ziel sind die Blue Mountains – die Empfehlung eines Australiers, den wir in Südamerika im Auto mitgenommen haben. Während der Fahrt in Richtung Westen bemerken wir, wie riesig die Stadt Sydney ist. In den Blue Mountains unternehmen wir eine Wanderung zu den Wentworth Falls und entlang des National Pass. Dabei geht es über steile Treppen mitten im Fels zum Talboden hinunter und weiter vorne entlang unzähliger Wasserfälle wieder zurück auf das Plateau.
Nach zwei Tagen in den wunderschönen, aber doch etwas kühlen Blue Mountains, zieht es uns an die Küste. Nach einem letzten tollen Blick in die Berge vom Gipfel des Mt. Banks, kämpfen wir uns durch die gefühlte Million Lichtsignale der Vororte Sydneys Richtung Norden. Am nächsten Tag fahren wir nach Nelson Bay auf der Halbinsel Port Stephens und geniessen auf dem Weg dazwischen die riesigen Sanddünen von Anna Bay und den wunderschönen One Mile Beach mit hellem und feinem Sand. Die Temperaturen sind herrlich und nach einem Gelato und Sonnenuntergang am Strand sind wir nun auch gefühlsmässig in Australien angekommen.
Joggend erklimmen wir den Tomaree Head mit seinem Leuchtturm und geniessen den Rundumblick auf die Buchten und Strände zu unseren Füssen. Im Meer können wir gar Delfine und einen Buckelwal erblicken. Die Wale ziehen jährlich von der Antarktis in die warmen Gewässer der australischen Ostküste um ihre Jungen aufzuziehen. Jährlich werden es 10% mehr, in diesem Jahr sollen es über 30’000 Tiere sein! Nach dem Ausblick machen wir einen Abstecher zum paradiesischen und einsamen Wreck Beach.
Wir verlassen Nelson Bay wieder und durchqueren die Great Lakes Region. Wir übernachten im Nationalpark von Hat Head in einem Wald direkt an einem idyllischen und einsamen Strand. Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht, als uns ein Känguruh keine zwei Meter vom Van entfernt neugierig anblickt. In seinem Beutel bewegt sich etwas und dann streckt ein knuffiges Junges seinen Kopf (der nur aus Augen und Ohren zu bestehen scheint) heraus. Nach dieser tollen Begegnung sehen wir uns den Nationalpark vom Smoky Cape Lighthouse noch von oben an, bevor wir nach MacLean weiterfahren. Bei einem Zwischenstopp am Küstenort Coffs Harbour spazieren wir zur Muttonbird Island.
Im kleinen Angourie beobachten wir die Surfer in den grossen Wellen und joggen entlang der einsamen Küste mit ursprünglicher Landschaft zum Little Shelly Beach. Dabei lassen wir es uns nicht nehmen, barfuss dem Strand entlang zu laufen – ein wunderbares Gefühl.
Am nächsten Tag versuchen wir uns dann in Byron Bay selbst in den Wellen beim Surfunterricht. Nach einigen Trockenübungen klappt es nicht schlecht – die Erfahrung mit dem Snowboard ist bestimmt hilfreich. An der Sonne am Main Beach setzen wir uns danach in die Wiese, hören einem Musiker mit Gitarre zu und beobachten die Surfer in den Wellen dahinter. Was für eine Szenerie! Während des romantischen Sonnenuntergangs am Meer beobachten wir beim «Drum Circle» die abgespacten Hippies, bevor wir nach einem feinen Znacht zum Camping zurückkehren.
Einen weiteren gemütlichen Tag verbringen wir in Byron Bay beim Leuchtturm mit herrlicher Aussicht und einem Marktbesuch. In Coolangatta mieten wir uns zwei Surfboards und versuchen einige Fortschritte in den Anfänger-Wellen (vergleichbar mit dem Idiotenhügel im Skigebiet…). In Surfers Paradise – einem Quartier der Stadt Gold Cost – schalten wir einen faulen Strandtag ein. Die Szenerie mit dem wunderschönen (und sauberen) Sandstrand mit glasklarem Wasser direkt vor den Hochhäusern der Stadt ist irgendwie ungewohnt, trotzdem lässt es sich hier gut entspannen.
Unser nächstes Ziel ist mit Brisbane bereits die Hauptstadt der Region Queensland mit über 2 Millionen Einwohnern. Trotz der Grösse wirkt die Stadt total entspannt und gemütlich. Das liegt mit Sicherheit auch am mediterranen Klima: die Temperaturen fallen während des Tages auch im Winter selten unter 20 Grad. Trotzdem könnten wir uns in den Sportgeschäften mit dicken Winterjacken und Handschuhen ausrüsten… Wir schlendern entlang der South Banks am Brisbane River. Das Areal diente als Ausstellungsfläche während der Expo 88 und mittlerweile befindet sich hier ein Riesenrad, viel Grünfläche, ein kostenloser Pool und sogar ein künstlicher Strand! Obwohl das Ganze irgendwie übertrieben erscheint, wirkt es doch sehr gemütlich und charmant. Die Innenstadt ist äusserst modern mit glänzenden Hochhäusern und vielen internationalen Restaurants sowie Geschäften.
Nach dem Grossstadtfeeling in Brisbane fahren wir weiter nordwärts Richtung Cairns. Entlang der Küste warten auf uns weitere Traumstrände und Attraktionen wie Noosa, Fraser Island oder die Whitsundays.
Die Mentalität in Australien ist doch sehr ähnlich wie in Neuseeland. Trotzdem stellen wir einige Unterschiede zwischen den beiden «Nachbarn» fest. Für uns Auffälliges in Australien:
- Auf den Campingplätzen herrscht eine wahre Flut an Pensionierten mit Wohnwagen, welche im Winter in die warme Gegend an der Ostküste fliehen. Diese sogenannten «Grey Nomads» haben ihr Haus verkauft und reisen oft jahrelang quer durchs Land.
- Die Leute sind extrem aufgeschlossen und kontaktfreudig. Es vergeht kein Tag ohne Plauderei mit Einheimischen, besonders mit oben genannten Grey Nomads.
- Wir sind uns nach Neuseeland tiefe Temperaturen gewöhnt und sind deshalb oft nur in T-Shirt, kurzen Hosen oder Kleid unterwegs. Ganz im Gegensatz zu den Einheimischen: nicht selten tragen sie sogar Daunenjacken…
- Die Australier lieben BBQ – oder wie sie es nennen: Barbie. An jeder Ecke steht ein öffentlicher BBQ-Grill, der kostenlos benutzt werden darf. Putzen muss man sie jeweils selbst und es ist schön zu sehen, dass dies auch funktioniert.
- Besonders rund um Byron Bay ist Surfen nicht einfach nur ein Hobby sondern ein richtiger Lifestyle. Selbst ältere Herren laufen barfuss (oder mit FlipFlops) und mit farbigen Boardshorts und langen, ausgebleichten Haaren durch die Gegend.
- Während in Neuseeland die Distanzen kurz, die dafür benötigte Zeit aufgrund der Strassen jedoch gross war, ist es in Australien genau umgekehrt. Die Strassen sind zwar auch hier teilweise durchlöchert, es ist jedoch einfacher, grössere Distanzen an einem Tag zurückzulegen.
- Das Wetter ist immer schön! Abgesehen von ein paar Quellwölkchen ab und zu, scheint ständig die Sonne und je weiter wir nach Norden reisen, desto wärmer wird es.