Von Vietnam nach Laos
Die Landschaft zwischen Sa Pa und dem vietnamesischen Grenzort Dien Bien Phu ist betörend schön. Eine solch grüne Landschaft wie hier haben wir noch selten erlebt und auch die Bevölkerungsdichte nimmt kontinuierlich ab. Nach knapp sieben Stunden Fahrt im kleinen Minibus vertreten wir uns die Beine noch etwas, indem wir uns das Kriegsdenkmal ansehen. Dien Bien Phu war einst ein wichtiger Schauplatz im Krieg um das Ende der Kolonialherrschaft Frankreichs. Der Ort bietet ansonsten nicht besonders viel, sodass wir bereits am nächsten Morgen um 05:30 Uhr wieder in einem Bus sitzen. Neben uns und einer Gruppe Holländer werden auch allerhand Waren wie Gemüse oder Baguettes über die Grenze gebracht. Unser Busfahrer schiebt an den beiden Grenzposten jeweils einige Nötchen über den Tisch, welche sofort in den Taschen der Beamten verschwinden. Wir nehmen an, dass die Waren so nicht verzollt werden müssen… Die Ausreise aus Vietnam verläuft für uns problemlos, auf der laotischen Seite gibt es schon etwas mehr Action. Für einmal erhalten wir Schweizer einen Vorzug gegenüber EU-Bürgern und müssen bis 14 Tage kein Visum lösen. Wir spazieren von Fenster zu Fenster, und an jedem müssen wir für irgend etwas zahlen: pro Person 2$ «Tourismusgebühr» und 2$ für den Stempel im Pass. Unser Highlight jedoch ist der «Gesundheitscheck»: Es wird uns ein elektronischer Fiebermesser an die Schläfe gehalten und die Temperatur kontrolliert. Kostenpunkt für die 5-sekündige Untersuchung: $0.50 (was in diesem Land schon für eine kleines Bier reicht).
Nach vier Stunden Fahrt erreichen wir den ersten grösseren Ort – Muang Khua. Da wir bereits früh hier sind, entschliessen wir, direkt per Boot weiter nach Muang Ngoi zu reisen. Es finden sich glücklicherweise direkt ein paar weitere Passagiere, so dass die Kosten geteilt werden können. Die dreistündige Bootsfahrt führt durch üppig bewachsene Karstlandschaft, die einfach wunderschön ist. Uns fällt direkt auf, wie wenig besiedelt Laos im Vergleich zu Vietnam ist. Nur ein paar verstreute Bambushütten stehen entlang des Flussufers, ansonsten gibt es hier nur Natur pur.
Runterfahren in Muang Ngoi
Wir sind hier wohl nur aufgrund eines Tipps gelandet, doch bereits beim Aussteigen aus dem Schiff ist uns das Kaff direkt sympathisch. Winzig klein, mit nur einer «Hauptstrasse», keine Autos oder Töfflis und nur eine Handvoll einfache Häuser – eine absolut verträumte Idylle. Durchgehend Strom gibt es hier erst seit 2013, davor wurde jeweils für drei Stunden pro Tag per Generator Energie erzeugt. Der Ort kann mittlerweile relativ gut vom Tourismus leben, besonders in der Hochsaison ab November scheint hier teilweise viel los zu sein. Wir haben jedoch eine etwas gemässigte Zeit erwischt und freuen uns über die Ruhe und die wenigen Touristen.
Wir beziehen ein einfaches Zimmer direkt am Fluss mit Terrasse und Hängematte. So lässt es sich gut leben! Bereits nach einem Nachmittag in Muang Ngoi ist man bereits total tiefenentspannt. Am zweiten Tag wandern wir zu einem benachbarten Dorf, Hoy San. Auf dem Weg begegnen wir den beiden Argentiniern Barbara und Rodrigo, mit denen wir bereits das Boot geteilt hatten. Gemeinsam wandern wir durch das friedvolle und wunderschöne Tal. Da es nun meist einmal pro Tag kurz regnet, können die Wege nicht mehr richtig trocknen und teilweise haben sie sich in richtige Schlammbäder verwandelt. Egal, irgendwo gibt es wieder einen Fluss, wo man die Füsse putzen und sich von der Hitze abkühlen kann. Hoy San ist ein kleines Dorf, das nur aus Bambushütten besteht und lediglich von der Landwirtschaft und der Jagd lebt. Rings um das Dorf liegen Reisfelder und es spazieren Hunde, Hühner, Schweine, Wasserbüffel und Kühe durch das Dorf. Die Leute sind zurückhaltend aber freundlich und es ist für uns äusserst spannend, das einfache Leben hier so hautnah und authentisch erleben zu dürfen. Glücklicherweise gibt es gar ein kleines Restaurant im Ort, wo wir unsere leeren Mägen füllen und so die lokale Bevölkerung unterstützen können.
Tags darauf erklimmen wir einen der beiden Aussichtspunkte des Ortes namens Phanoi. Es geht extrem steil bergauf und wir sind froh über unsere Schuhe mit gutem Profil. Nach etwas Kletterei über die scharfkantigen Felsen geniessen wir einen umwerfenden Blick auf den Fluss Nam Ou und Muang Ngoi. Am Nachmittag verfügt Gian über noch zu viel Energie und er macht sich noch einmal auf eine Erkundungstour. Bei der gestrigen Wanderung haben wir einen weiteren Weg entdeckt, der mitten durch die Reisfelder führt. Man wandert am Rande der Felder und sieht um sich nur Reis und alles glänzt in hellgrünen Tönen. Der Weg führt zum Ban Na Village und von dort der «Strasse» entlang zurück nach Muang Ngoi. Bei diesen Temperaturen ist das anschliessende kühle Bier in der Hängematte eine Wohltat.
Dem Fluss entlang nach Nong Kiao
So eine Flussfahrt in einem kleinen Boot auf einem ruhigen Fluss mitten in der Natur ist einfach richtig entspannend. Schade, dass wir schon nach einer guten Stunde flussabwärts in Nong Kiao ankommen. Das Dorf liegt direkt am Fluss umgeben von dicht bewaldeten Bergen. Nong Kiao ist zwar etwas grösser als Muang Ngoi, doch es ist hier nicht minder idyllisch. Nachdem Gian lange mit seiner Lungenentzündung zu kämpfen hatte, scheint es nun Irene mit einer Erkältung erwischt zu haben. Sie bleibt im Hotel und relaxt etwas am Fluss. Nong Kiao ist umgeben von Bergen, hoch über dem Dorf liegen zwei Aussichtspunkte zu denen steile Wege hochführen. Ich nehme mir den Phadeng Peak Viewpoint vor. Der Weg startet auf der anderen Seite des Flusses und führt am Anfang gemächlich durch dichte Vegetation bergwärts. Dann wird der Weg immer steiler, dazu kommt ein nasser klebriger Matsch der einiges an Vorsicht erfordert. Doch die Mühen lohnen sich allemal, oben angekommen überwältigt einem die herrliche Aussicht, ein 360° Panorama vom Feinsten. Die Karstberge rundherum ragen teils sehr steil hinauf, alles was nicht Felsen ist, ist dicht mit grüner Vegetation überwuchert. Wahrscheinlich wurden viele der Berge noch nie bestiegen – ein Gefühl, dass man zu Hause in den Alpen gar nicht mehr kennt. Im Norden überblickt man das Nam Ou Tal und wie sich der breite Fluss Richtung Muang Ngoi schlängelt. Es ist schön, wieder einmal auf einem Berg zu stehen, eine kaum besiedelte und sehr ursprüngliche Landschaft unter einem zu überblicken. Nach einer längeren Pause wartet der Abstieg, eine regelrechte Rutschpartie. Man muss höllisch aufpassen, nicht auf dem Hintern zu landen und den Weg runterzurutschen.
Laos hat uns nach ein paar Tagen schon völlig überzeugt, ein wirklich schönes Land wo man Ruhe und Abgeschiedenheit findet – genau das, was wir suchen. Von Nong Kiao führt unser Weg in den Touristen-Hotspot von Laos, eine ca. 4-stündige Busfahrt bringt uns zur ehemaligen Königsstadt Luang Prabang.
Kommentare
1 KommentarMarianne und Lilo
Aug 13, 2017Gian mit neuer Frisur 🙂 ?
Wunderschöne Landschaft man spürt die Ruhe sogar auf den Bildern.
Marianne und Lilo