Gefangen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi
Wir sind froh, heil in Hanoi anzukommen. Der Fahrer unseres Nachtbusses von Phong Nha wähnte sich in einem «The Fast and the Furious»-Film und raste, sodass wir in unseren Sitzen hin und her flogen. Unser Hotelzimmer ist so früh natürlich noch nicht bereit, deshalb spazieren wir nach einem Frühstück um den Ho Hoa Kiem See mitten im Stadtzentrum. Die Einheimischen scheinen morgens um 6 Uhr schon alle auf den Beinen zu sein, vor allem Morgensport steht hier hoch im Kurs. Doch um 7 Uhr wäre es mit knapp 30° bereits jetzt zu warm für uns. Während die Jüngeren um den See joggen oder Kräftigungsübungen machen, vergnügen sich die Älteren in erster Linie beim Tanzen. Natürlich geht es nicht lange, bis auch Irene zum Tanz aufgefordert wird: Ein rüstiger, zahnloser Vietnamese zeigt ihr dabei ein paar neue, sehr kreative Moves. Danach spazieren wir noch etwas herum und schlendern durch die Gassen, doch ansonsten hat Hanoi eigentlich nicht mehr viel zu bieten. Abends besuchen wir noch den Nightmarket, an welchem allerhand feilgeboten wird, darunter geschmacklich fragwürdige Hemden mit Bananen oder Melonen sowie Fälschungen von Turnschuhen und Elektronikartikeln. Ein amüsantes Schauspiel vollzieht sich gegen 21.00 Uhr in der sogenannten Beerstreet. Wie aufgescheuchte Vögel springen plötzlich alle Barbesitzer auf und räumen in aller Eile Tische und Stühle zur Seite, welche auf der Strasse stehen und nicht im Inneren des Lokals. Auch die darauf sitzenden Besucher werden nach Innen getrieben. Nun wird uns auch klar, weshalb: Polizeikontrolle. Das verrostete Fahrzeug knattert durch die Gasse und keine zehn Sekunden nach deren Durchfahrt wird auch schon die ganze Bestuhlung wieder nach Draussen verlegt…
Nach einem zweitägigen Abstecher in die Halong Bay sind wir zurück in Hanoi. Die meiste Zeit in der Hauptstadt verbringen wir dabei im französischen Spital – bis zum Ende kennen wir die umständlichen Abläufe in- und auswendig. Gian hat sich eine Lungenentzündung eingefangen und da die Werte zunächst nicht besser werden, muss er mehrmals zur Kontrolle. Nach dem Gespräch mit dem Arzt geht es dann jeweils zum «Cashier», wo vor jedem Test direkt bezahlt werden muss. Die Blutentnahme und das Röntgen verläuft dann jeweils schnell, doch dann beginnt das lange Warten, bis die Ergebnisse vom Bluttest verfügbar sind. Nach diesem mehrstündigen Prozedere sind wir jeweils erleichtert und stürmen regelrecht aus dem Spital. Man muss aber auch sagen, dass die Ärzte und Behandlungen kompetent und freundlich waren. Kaum auszumalen, wie es in einem öffentlichen Spital in Hanoi oder gar in einem auf dem Lande zu und her geht…
Als uns die nette französische Lungenspezialistin endlich das «Go» erteilt weiterzureisen, freuen wir uns, endlich aus der Stadt rauszukommen und wiedermal die Berge von Nahem zu sehen.
Zwischen Hunderten von Inseln in der Halong Bay
Mit dem Minibus gelangen wir von Hanoi innert 3.5 Stunden bis zur berühmten Halong Bay. Dort beziehen wir das einfache aber gemütliche Zimmer auf dem Schiff Imperial Legend. Es gibt ein leckeres Mittagessen, währenddem wir durch die wirklich fantastische Inselwelt schippern. Schweisstreibend erklimmen wir eine der Inseln mit einer herrlichen Aussicht auf die labyrinthartige Bucht. In der Bucht liegen unzählige weitere Boote – wir möchten nicht zur Hauptsaison hier sein, wenn jetzt schon so viel los ist. Anschliessend erreichen wir mit unserem Schiff eine private Stelle, wo wir etwas mit dem Kayak durch die Idylle paddeln können. Danach können wir ins Wasser hüpfen, welches jedoch ziemlich warm ist und eigentlich keine wirkliche Abkühlung bietet. Den Abend lassen wir auf dem Boot gemütlich ausklingen und wir messen uns mit einem Angestellten beim Tischfussball – wir haben zu zweit nicht den Hauch einer Chance.
Tags darauf stehen wir zeitig auf um die Surprise Cave zu besichtigen. Der Ansturm ist ziemlich gross und es entstehen teils gar kurze Wartezeiten. Wir kämpfen uns durch die ersten Massen durch und können den zweiten Teil der Höhle etwas ruhiger besichtigen. Die Höhle ist sehr schön und gross und durch das farbige Licht entsteht eine besondere Atmosphäre. Nachdem wir gelernt haben, wie man frische Frühlingsrollen zubereitet, geniessen wir auf dem Sonnendeck das tolle Wetter und die unzähligen schönen Inselchen der Bucht. Nach dem Mittagessen geht es zurück an Land und mit dem Bus nach Hanoi. Pünktlich beginnt es nun stark zu regnen. Wir hatten grosses Glück während den beiden Tagen und konnten den Ausflug zur einmaligen Bucht sehr geniessen.
Sa Pa: Berge und Reisfelder
Endlich aus den Fängen von Hanoi entlassen, gelangen wir mit dem Bus in den bekannten Ort Sa Pa in den Bergen. Die letzte Stunde der Busfahrt geht es entsprechend steil und in unzähligen Kurven bergauf. In Sa Pa angekommen, spazieren wir zum Aussichtsberg Ham Rong, wo unzählige schöne Wege angelegt sind. Der höchste Berg Vietnams, der Fansipan, versteckt sich leider im Nebel, doch der Ausblick auf den Ort mit dem See sowie die grünen Hänge mit den Reisfeldern ist trotzdem toll. Für die vielen vietnamesischen Touristen hier scheinen wir jedoch das absolute Highlight zu sein. Viele von ihnen möchten sich gerne mit uns ablichten lassen und wir werden in Zukunft irgendwo in einem Bilderrahmen hängen oder wohl eher irgendwo im Internet landen.
Den zweiten Tag in Sa Pa verbringen wir mit der beliebtesten Aktivität hier: Wandern. Wir verzichten jedoch auf einen Guide und möchten in unserem Tempo dahin wandern, wo wir gerade Lust haben. Damit scheinen wir hier allerdings die Einzigen zu sein, die meisten lassen sich von einer einheimischen H’mong-Frau herumführen. Das Wetter heute ist fantastisch, nur der Fansipan will sich noch immer nicht zeigen. Der matschige Weg führt uns von Sa Pa ins Tal hinunter, wo wir die unzähligen kunstvoll angelegten Reisterrassen bestaunen. Auf der rechten Talseite geht es auf und ab, doch die Landschaft ist einfach unglaublich schön und die Gegend absolut idyllisch. Am Wegesrand begegnen uns immer wieder Kinder, welche uns Armbändel verkaufen wollen oder andere, die einfach nur «Money, Money» sagen, wenn man sie länger anschaut oder fotografieren möchte. Es ist irgendwie traurig, wie «abgerichtet» die Kinder schon sind und die Touristen gar nicht mehr als Menschen sondern nur noch als Geldmaschinen wahrnehmen. Die ältere Generation ist da noch etwas anders und begegnet uns freundlich und mit einem Lächeln. Nach leckeren Frühlingsrollen und einer Nudelsuppe lassen wir uns von zwei Motorradfahrern von Lao Chai nach Sa Pa zurückfahren. Vor allem Gian’s Fahrer – der notabene über nur noch ein Auge verfügt – ist ein ziemlicher Tiefflieger und da die Strasse hauptsächlich aus Schlaglöchern besteht, muss man sich schon ziemlich gut festhalten, um nicht vom Sitz abzuheben und im Strassengraben zu landen.
Die Landschaft von Sa Pa gehört zu unseren Highlights in Vietnam und ist ein toller Abschluss in diesem abwechslungsreichen Land. Über Dien Bien Phu verlassen wir Vietnam nach gut drei Wochen wieder und reisen nach Laos ein. Die Fahrt dorthin werden wir dabei auch in bester Erinnerung behalten. Die Landschaft im Grenzgebiet zu Laos ist sehr ursprünglich, die Strasse führt durch grüne Täler und einsame Dörfer, die Zeit scheint hier in den Bergen teilweise still zu stehen. Wir sind gespannt auf die Natur und die Menschen von Laos.
Kommentare
2 KommentareAndrea
Aug 8, 2017also i freu mi ziemlich zum die neua Tanzmoves vor Irene z’lerna! 🙂
Lilo Hofer
Aug 8, 2017Genau, Irene’s Tanzmoves und nochhär sälber gmachti Früehligsrolle – mir sind gspannt 🙂