Unser erster Great Walk, der Kepler Track
Wir kehren zurück nach Te Anau und bevor wir das Fjordland verlassen, starten wir zu unserem dreitägigen Trekking auf dem Kepler Track. Diese Wanderung zählt zu den neun Great Walks von Neuseeland. Als Great Walks werden die wichtigsten und bedeutendsten Wanderwege des Landes deklariert. Der erste Tag ist relativ einfach, mehrheitlich flach führt der Weg entlang dem Waiau River zur Brod Bay am Lake Te Anau. Dass man auf einem Great Walk wandert merkt man schnell: die Wege sind gut ausgebaut und relativ breit angelegt, sodass wir nach gut drei Stunden bereits den Zeltplatz erreichen. Idylisch am See gelegen geniessen wir die warme Nachmittagssonne und den anschliessenden Sonnenuntergang.
Am zweiten Tag steht bereits die Königsetappe auf dem Programm, knapp 23km und mehr als 1200hm gilt es zu bewältigen. Wir starten früh und steigen im Wald hoch Richtung Bush Line. Dort erwartet uns ein wunderbare Aussicht über den See, die letzten Nebelwolken lösen sich langsam auf. Bis zum höchsten Punkt, dem Mount Luxmore mit 1472 müM, ist es nicht mehr weit, oben geniessen wir die herrliche Aussicht auf das Fjordland bei einem längeren Picknick. Dann folgt der schönste Teil des Tracks, über Bergrücken und Grate führt der Weg einige Kilometer durch die herrliche Berglandschaft. Links und rechts des Weges tun sich spektakuläre Ausblicke auf Täler und Fjorde auf. Für mystische Stimmung sorgt der Nebel, der immer mal wieder über den Grat fegt und später ein paar Regentropfen bringt. Nun führt der Weg steil hinunter in den Wald zur Iris Burn Hut, wo wir unser Zelt für die zweite Nacht aufstellen. Es heisst, man soll das Zelt unter die Bäume stellen, in der Nacht kommen gerne neugierige Keas vorbei. Wir werden zwar am frühen Morgen vom Lärm der Keas geschont, doch beim Zusammenpacken entdecken wir drei Löcher im Zelt, da hat uns wohl ein Kea in der Nacht besucht.
Der letzte Tag ist relativ ereignisarm, der Weg führt hauptsächlich durch Farnwald, immerhin sorgt der Lake Manapouri für etwas Abwechslung. Wir sind froh, als wir am frühen Nachmittag den Parkplatz erreichen, unseren ersten kompletten Great Walk haben wir damit geschafft, vor allem der zweite Tag wird uns ins bester Erinnerung bleiben. Zurück in Te Anau dürfen wir einen wunderbaren Sonnenuntergang erleben, bevor wir uns selber mit einer leckeren Pizza belohnen.
Ursprüngliche Küstenlandschaft in den Catlins
Von Te Anau führt unser weiterer Weg entlang von Schafherden (teilweise kommen uns diese sogar auf der Strasse entgegen) und Hirschfarmen ins Southland. Auf dem Weg an die Küste machen wir einen Abstecher zu den Clifden Caves. Dieses ca. 300m lange Höhlensystem kann dank grosszügig angebrachten Reflektoren auf eigene Faust erkundet werden. Dies lassen wir uns natürlich nicht entgehen, ausgerüstet mit Stirnlampe und Wanderschuhen machen wir uns auf den Weg. Die Höhle liegt unscheinbar unter einem Grashügel, der Eingang ist kaum auszumachen, zwischen ein paar Büschen und Steinen führt der Weg hinein in die Dunkelheit. Das Fortbewegen in der Höhle macht richtig Spass, teilweise müssen wir uns etwas Ducken und Hindurchzwängen, doch mehrheitlich können wir uns problemlos aufrecht bewegen. In einer Grotte schalten wir für ein paar Minuten unsere Lampen aus, schon beginnen die ersten Glühwürmchen zu leuchten, ein tolles Schauspiel. Nach einigen engeren Passagen und drei Leitern stehen wir schon am Ausgang. Was durch die Höhle ca. 45min gedauert hat, legen wir draussen auf der Strasse in ein paar Minuten zurück.
Nach diesem Abstecher erreichen wir die Catlins. Diese Region entlang der südlichen Küste ist eine sehr urspünglich gebliebene, einzigartige Landschaft mit einigen tollen Ausblicken. In der Curio Bay beobachten wir unseren ersten Gelbaugenpinguin, an der Roaring Bay kommen noch weitere hinzu. Diese kleinen Pinguine mit ihrem gelben Streifen an den Augen sind echt putzig, wie sie sich an Land mehr hüpfend als laufend fortbewegen. Als i-Tüpfelchen können wir zwei dieser Pinguine bei einer Art Begrüssungsritual beobachten. Die Strasse entlang der Catlins bietet immer wieder traumhafte Sandstrände, die zum Verweilen einladen, nur schade ist es etwas kalt zum Baden. Den Seelöwen, welche sich an den Sandstränden tummeln und sich von uns beim “Sünnela” nicht ablenken lassen, ist dies nur recht, so haben sie diese Traumstrände für sich alleine. Die Kombination aus Farmland, Wasserfällen, ursprünglichen Wäldern, rauen Küsten, idyllischen Sandstränden und intakter Natur mit ihren tierischen Bewohnern hat es uns sehr angetan. Dass die Region abseits der Touristenströme liegt, tut ihr Übriges dazu.
Entlang der Ostküste Richtung Norden
Nach den einsamen Tagen in den Catlins stürzen wir uns in Dunedin ins Stadtleben. Dunedin ist neben dem schönen Bahnhoft und der Speight’s Brauerei hauptsächlich für die Universität bekannt, entsprechend viele Studenten tummeln sich in der Stadt. Vor unserem Besuch in der zweiten grossen Stadt auf der Südinsel verbringen wir einen Tag in Oamaru, hauptsächlich wegen den Pinguinen. Gleich am Rande des Hafens lebt eine grosse Zwergpinguin Kolonie (Blue Penguin), die jeden Abend gegen Sonnenuntergang vom Meer zurückkehrt. Ein gewieftes Unternehmen hat am Strand eigens zur Beobachtung dieses Schauspiels zwei Tribünen mit Flutlicht aufgebaut und lässt sich mit 30 bis 45$ für die Sitzplätze mit Mikrofonbeschallung bezahlen. Wir sind etwas irritiert über diese Show und die Ausbeutung der Pinguine und sind froh, diese kommerzialisierte Form von Tierbeobachtung nicht mitfinanziert zu haben. Von weitem beobachten wir die knuffigen Winzlige, wie sie sich an Land spülen lassen und dann mit gebeugtem Körper zu ihren Nestern hinauf watscheln. Fernab jeglichen Trubels entdecken wir hinter einem Gebäude einen einsamen, verirrten Pinguin. Wir geniessen es, das Tier in aller Ruhe beobachten zu können, möchten ihm aber am liebsten helfen und zu seinem Nest tragen. Obwohl wir uns beide darüber gefreut haben, die Pinguine gesehen zu haben, finden wir Situation mit unzähligen Menschen, Autos, Cars und Flutlicht vor Ort etwas fragwürdig. Wir bevorzugen es, die Tiere zu beobachten, ohne sie zu stören und wenn das nun mal bedeutet, dies aus der Distanz mit einem Feldstecher tun zu müssen.
In Christchurch erwarten uns neben dem schönen botanischen Garten vor allem viele Baustellen. Die Stadt ist immer noch gezeichnet von dem verheerenden Erdbeben von 2011, welches fast das gesamte Zentrum zerstört hat. Sechs Jahre später reihen sich Baustellen, Brachland und zerstörte Gebäude aneinander. Sinnbild der Zerstörung ist die Kirche von Christchurch. Einst das Herz der Stadt steht davon heute nur noch ein Bruchteil und auch viele umliegende Gebäude mussten abgerissen werden. Es ist jedoch faszinierend zu sehen, mit wie viel Enthusiasmus an Neuem, Schönem gearbeitet wird. In Schiffscontainern beispielsweise sind einige Läden und gemütliche Lokale untergebracht.
Den Meerestieren nahe in Kaikoura
Die Fahrt von Christchurch nach Kaikoura zieht sich etwas in die Länge, denn entlang der Strasse reiht sich aufgrund der Erdbebenschäden vom November 2016 Baustelle an Baustelle. Doch der Spiessrutenlauf lohnt sich, Kaikoura empfängt uns mit herrlichem Herbstwetter und die Lage des Ortes könnte kaum schöner sein: direkt am Meer am Fusse der Berge und auf einer Halbinsel, die weit ins Meer hinausragt. Am Nachmittag nach unserer Ankunft umrunden wir die Halbinsel joggend. Dabei begegnen wir einigen Robben und können wunderschöne Ausblicke von den Klippen geniessen. Am Tag darauf weckt uns der Wecker früh und wir machen uns auf zu einer Whale Watching Tour. Kaikoura ist bekannt für ein grosses Aufkommen an Meerestieren, denn der Meeresgrund fällt steil ab und dadurch ist das Wasser äusserst nährstoffreich. Immer wieder stoppt das Boot, damit die Crew mit technischen Hilfsmitteln nach Walgeräuschen unter Wasser horchen kann. Doch leider scheinen sich die Ozeanriesen heute nicht zeigen zu wollen. Währenddessen können wir einige Albatrosse mit ihrer immensen Flügelspannweite oder Robben beobachten, welche ihre Flossen aus dem Wasser strecken, um sich warm zu halten. Es sieht aus, als wollten sie uns zuwinken. Das Schiff dreht in Küstennähe ab, damit wir immerhin noch einige Delfine beobachten können. Als wir bereits nicht mehr daran glauben, taucht vor uns ein Buckelwal auf. Immer wieder taucht er auf, prustet aus seinem Blasloch und zeigt uns seine beeindruckende Fluke. Rund um den Riesen tummeln sich unzählige Schwarzdelfine (Dusky Dolphin) – es müssen an die 150 Tiere sein. Die Delfine pflügen durch das Wasser und vollführen akrobatische Sprünge – ein wahres Feuerwerk. Bei der letzten Gelegenheit an diesem Tag war das Glück doch noch auf unserer Seite.
Nach einem gemütlichen Abstecher an den Strand lassen wir Kaikoura hinter uns und fahren in Richtung Hanmer Springs im Landesinneren.